Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Johiannes dle Sacrobosco, JolIannes Canipantis it. and. Math. d. XIII. Jahrh. 87

45k-. Kapitel.
Johannes de Sacrobosco, Johaiines Campanus und andere
Matliematiker des XIII. Jalirhunderts.
Was wir aus inneren Griinden als u-nausbleiblich erkannten,
stellt sich als thatsiichlich vorhanden dar, sobald wir an die PersbinIichkeiten niiher herantreten,7 weiche die Gesehiclite der Mathematik
naiehst den beiden MiInnern, welchen unsere seitherigen Betrachtungen
gewidmet waren, im. XIII. Jahrhnndert, zu nennen hat.
Gehen wir von Paris aus als dem Sitze derjenigen Schule, weiche
w~ihrend der ganzen Zeit, der Scholastik die leitende Rolle fillirte, so
treffen wir dort auf Johannes de Sacrobosco'). Der Name
kommt noch in mehrfachen Formen vor als Sacrobusto, Sacrobuschus oder engliscb als John of Holywood, beziehungsweise
Htoly bunsh. Als sein Geburtsort wird meistens Holywood (jetzt
Halifax) in Yorkshire angeiommen. Andere halten Holywood bei
Dublin fUr die Heimath des Gelehrten, noch Andere lassen ihn in
Nithsdale in Schottland geboren sein. Jedenfalls studirte Sacrobosco,7
wie wir mit zwar unrichtiger, aber hiinflger alldiniger lBenutzungr des
Ileimathsnamens sagen wollen, in Oxford und lehrte spiiter Astronomie
und Mathematik in Paris. Dort starb er im. Jahre 1256, wie aus
seiner Grabschrift hervorgeht 2). Die Geschichte der Astronomie l)
-nennt mit Fug und Recht sein Werk ilber die Weltkugel, De sphaera
mundi, emn gutes Buch fUr eine schlechte Zeit, und begriiindet dieses
Urtheil mit dem ilinweise auf den Beifall, welehen volle drei Jahrhunderte dem. ganz nnselbstiindigen Werke, eineM Ausznge aus dem.
Alinagest and einigen arabisehen Astronomien, spendeten, indem.
sie es dem, Universitiitsunterrichte za Grunde legten und der Abfassung von umfangreichen Eriliaterungen ffir wiirdig hielten. Eine
nlicht viel andere Rolle spielt Sacrobosco's Lehrbuch der RechenkunSt4),
1Po gge nd orff, Biographisch-literarisches Handw~rterbueh zur Geschiehte
der exacten Wissenschaften 1, 1196-1197. Wir citiren dieses oft benutzte vortreffliche Nachschlagewerk kiinftig kurzweg als Feoggen dorff. - Nouvelle
Bioigraphie universelle XXVI, 7556. 2) Ye ssiu s, De scientiis mathematicis (1650)
pag. 179 giebt die ganze Grabschrift. Kias tn er, Gesehiclite der Mathematik
(17-96-1800) II, 310 giebt allerdings auffallender Weise eine ganz andere Grabsebrift an, aber in dem Tedesjahre 1256 stinmnen beide tiberein. Diese Werke
citiren wir kfinftig kurzweg als Vossius und als K5,stneor. 3) Rt. Wolf, Geschichte, der Astronomie (1877) S. 210 INote 2. 4) Der Tractatus de arte nlumerawdi ist zuletzt uinter diesem Titel von J. 0. Hall iwell in den RaraiMathe