Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

80 3. Kapitel. Psalmisten: Der Wagen Gottes ist Zelintausend mal tausend 1). Audi stelit niclit im Widerspruche, wenn der sterbe-nde K~5nig David seine Sch~itze aufziihlend erkliirt: Siehe ich habe in meiner Armuth verschaift zum ilause des Herrn hunderttausend Centner Goldes und tausend mal tausend Centner Silbers 2), denn die Unm6glickeit diese concreten Zahien buclistablicli zu. nehimen, zwingt zur Auffassung, nur das unfassbar Grosse seines Reiclithums sei gemeint. Solite eine noch gro~ssere Zahl bezeichnet werden, so mussten Vergleiehungsw~rter dienen. Ich will Deinen Samen maclien wie den Staub auf Erden; kann ein Menseli den Staub auf Erden z'ahlen, der wird auch Deinen Samen zilhlen3). Oder: Wer kann zdhlen den Staub Jakobs? 4) Und unter Anwendung eines anderen Bildes: Siehe gen ilimmel und ziihle die Sterne, kannst Du sie zdhlen? Also soll Dein Same werden 5). Ja es wird unter Anwendung desselben Gedankens die Vollfiffhrung der unm~5glichen Aufgabe nur dem llichsten vorbehaltenu: Er zilhlet die Sterne und niennaet sie alle mit Namen6). Audi anderswo linden wir, wenn wir Umfrage halten, aussergewi~hnliche Yielheiten dureli die dritte und vierte Einheit des dekadischen Zalilensystems angedeutet. In China wiinscht das Volk, wenn es einen Grossen des Reiches leben lasst, ihim 1000 Jahre, wa-hrend der dem Kaiser allein zukommende Heilruf sich auf 10 000 Jahre erstreckt 7). Das altslavische Wort twna bedeutete sowolil 10 000 als dunkel, w~hrend es im Russischen nur die letztere Bedeutuiig noch beibehalten hat 8). Jedenfalls gehdren Zahlzeichen, mag ilire Anwendung sich erstrecken so weit oder so wenig weit als sie will, zu Zeichen, welche niemals ganz eutbelirt werden konnten, welehe sieberlich dem Volke bekannt gewesen sein muissen, das die betreffend~e Schrift, hier die Keilselhrift, ilberhaupt erfand. War dieses, wie man annimmt, das Yolk der Sumerier, so musste demnach ihm diejenige Bezeichnung der Zablen, Yon der wir gesprochen haben, und die, wie wir nochmals hervorheben, einen durchaus decimalen Charakter tragt, bekannt gewesen sein. Urn so auffallender ist es, dass in sumerisehen Sciriftdenkmiilern, die von eigentlichen Mathematikern und Astronomen herzuruihren scheinen, mit der decimalen Schreibweise eine andere wecliselt, beruhend auf dem Sexagesimalsysteme. Es wurde von einem englischen Assyxiologen Hineks entdeckt9). 1) Psalm 68, 18. 2) 1. Chronik 23, 14. ') I. Mose 13, 16. 4) IV. Mose 23, 10. 5) 1. Mose 15, 6. 6) Psalm 147, 4. 7) Dce P a ra vey,.Essai sur Vorigine unique et hiroglyphique des chiffres et des lettres de touss les peuples. Paris, 1826, pag. 111. 8) Miindliche Mittheilung von HI. Schapira. 9) E. Hincks in den Transactioins of the 1?. Irishi Academiy. Polite Litterature XXII 6. pag. 406 flgg.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Page 71
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 23, 2025.
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