Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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40. Kapitel.

Lateinische llbertrug 1), so dass wir unter Erwaigung des Todesjahres
Gerhards, weiclies auf 1187 fiel, kaurn annehmene dllrfen, dass alle
seine Uebersetzungen erst nach der des Almagestes angefertigt
worden sein soilten. Uhter den mathematischen Seliriften, weiche
Gerhard bearbeitet haben soil, Sind 15 Bi-eher des Euklid genannt,
jedenfalls seine Elemente und die beiden Bieher, welche lange als
14. und 1-5. Buch rnitgeschleppt wurden. Genannt wird Euklids
Buch der gegebenen Dinge, die Spbiirik des Theodosius, emn Werk
des Menelaus. Daneben geornetrische Seliriften von arabischen Verfassern, von den drei Brildern, von T~hit, aber audi die Algebra des
Alchwarizrn 2). Da Gerhard, wie wir wissen, eine.Algebra iibersetzt
hat (S. 754), welche erhalten ist und als von der des Muhammed ibn
Mu-isa verschieden sick erwies, so ist entweder in jener alten Notiz
emn kleiner Irrthurn vorhanden, oder wir rntssen annehmen, Gerkard
habe neben der Algebra des Mulbammred ibn MftsA auch jene andere
vollkornrnere llbersetzt, die nur in dern genannten Verzeichriisse
fehile, eine Annahme, welche darin ihre Stiitze findet, dass jenes Verzeichniss auch sonst niclit ganz v~1stiindig ist und mediziniscek
Schriften des Ra-zi, des Jbn Sina, des Albucasis vermissen hisst, von
deren Uebersetzunag durch Gerkard uns anderweitig berichtet wird 3).
Vielleiclit darf man darauf gestiitzt auch eiuen Algoritlirus des
Meister Gerhard, der handsckriftlick in London sich beflnde t4),
unserem. Gerhard von Crernona tiberweisen. Das weire alsdann der
erste Algoritirnius vdT bekanntern abendIlindischern Verfasser, den
wir zu nennen haitten.
Audi Rudolf von Briigge, der irn- Jahre 1144 das Plaiiisphdirium des Ptolemiius nebst den Erliuterungen eines gewissen
Molsern dazu bearbeitete5), gehb5rt unter die Uebersetzer des XII. S.
Den Algoritlirus des Johannes von Sevilla rniissen wir
wiederkolt an dieser Stelle in Erinnerung bringen, urn noclirals
einige Einzelheiten zu betonen, die, wenn auch nicht so wesentlich
wie das Vorkommen des Wortes Algoritlimus, der Null'6) und dagegen das Nichtvorkommen eines Abacus, doch als kenuzeichnend
genug sich erweisen, urn sofort die Versehiedenkeit der Quellen fuir
Abacisten und Algorithrniker hervortreten zu lassen. IDer Algorithmiker neunt die Inder, der Abacist niclit. Der Algoritliriker schildert
Verdoppelu-ng und Zweitkeilung als besondere Rechnungsverfahren,
')B. Bo n co mpa g ni, Glierardo Crem. pag. 4-7 und 12. 2) Ebenda pag. 6:
Liber aichoarismi de iebra et alinucabula tractatus I. ') Ebenda pag. 12.
4) Ebenda pag. 67. 5) Ohasles, Aperpu hist. pag. 611, deutsch S. 695. 6) Wie
langsam iibrigens die Null sich einbiirgerte vergI. Wattenbach, -Anleitting
zur lateiniechen Palaeographie. 4. Auflage. Leipzig,, 1886. S. 104.