Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Abacisten und Algoritlimiker.84 849 anlelinende ansfillirliche Schrift des Johlian nes von S e vill a (S. 751 fig.)? Wir.mfissen einen Blick auf die ailgemeinen Verhiiltnisse werfen, weiche die Entstehung dieser Uebersetzungen begleiteten. Gerbert war fuir uns am Ende des X. S. vor alien Dingen der gliinzende Lehrer gewesen, der den Unterriclit in den mathematischen Wissenschaften, so viel oder wenig aus rdmischen Quellein ilim davon zur Kenntniss gelangt war, neu belebte. Audi der Geschichte der Philosophie gehbrt der Philosoph auf dem Stuhie St. Peters an 1). Nicht bloss das Rechnen auf dem Abacus wurde von semnen Schiflern, als sie selbst zu Lehrern geworden waren, ilber Frankreich, Deutschland und Italien verbreitet, von wo sie einst zu den Fiissen des Rheimser Stiftslehrers gepilgert waren, es machte ilberhaupt urn die Mitte des XI. S. emn neuer Aufschwung des wissenschaftlichen Denkens sich geltend. Lanfrank, am Anfangr des Jahrhunderts in Pavia geboren, in Frankreich herangebildet, fiflirte die Dialektik in die Theologie emn und liess den Sinn fiir aristotelische Schriften erstarken. Freilich kannte man sie zu-nilchst nur ans, Bearbeituiigen des Boethius, aber da und dort waren doch immer einzelne Milnner zu finden, weichen das Griechiselie geliufig gen-ug war, ilinen zu gestatten, die Urquelle aufzusuchen, und so entstanden jetzt schon einige wenige neuere Uebersetzungen. Die dadurch genalirte und wachisende Neigung mit Allem. bekannt zu werden, whs Aristoteles, dessen Name melir und mehir den Inbegriff aller Wissenschaft darsteilte, geselirieben hatte, trat besonders in zwei Liindern hervor: in England, wphin Lanfrank als Erzbischof von Canterbury gekommen war, und in Italien, wo gleiclifalls eine bestimmte Persdnlichkeit, An sel1m de r Peripatetiker, nicht zu verweclisein mit dem Bruder Raduiplis von Laon, den geistigen Mittelpunkt der neuen Bewegung bildete. Deutschland betheiligte sich erst, nachidem, man kaun fast sagen, Missionsreise-nde fMr die dialektischen Studien es durelizogen hatten, wozu eben jener Anselm der Peripatetiker geh~5rte. Aber wie solite man die Begierde nacli der Kenntniss aristotelischer Schriften stillen? Griechische Texte waren nur in seltensten llandschriften zugadnglich. Man erfulir, dass die*Araber eifrige Phulosophen waren, dass audi sie keinen der Alten hi~her schUizten, als Aristoteles, dass bei ihnen Uebersetzungen und Erliiuterungen, in Menge zu finden waren. Arabisches war scion frillier, jedenfalls schon am Ende des X. S. ins Lateinische ftbersetzt worden. Wir ') Lierm. Reuter, Geschiclite der religibsen Aufkliarung im Mittelalter I, 78 flgg. Berlin, 1875. CANTOR, Geschichte der Mathematik I. 2. Aufi. 54

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Page 849
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 15, 2025.
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