Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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38. Kapitel.

Jahre, naclidem lirabanus seimen Computus verfasst hatte, wurde
er zum Abte seines Kiosters gew'a'ht und stand ilim 20 Jabre him.
dureli bis 842 mit wirksamem Eifer vor. Dann zog er sich in ein
stilleres Leben zurtlick, weiches er jedoch 847 wieder aufgeben musste,
urn Erzbisehof von Mainz zu werden. Als solcher starb er 856.
Ma'nner der Fuldaer Schule trugen ilirerseits die Wissenschaft
weiter, weiche firabanus Maurus und seine Genossen aus Tours mito'ebracht hatten. Walafried Stfrabo, 806 in Allemanien geboren,
wurde 842 Abt zu Reichenau. Aus den Sehriften dieses 849 verstorbenen Mannaes und anderen gleiclizeitigen Werken ist 1857 durch
Pater Martin Marty in Einsiedeln eine Abbandlung,,Wie man vor
1000 Jahren lelirte und lernte" zusamnmengestelit worden, wormn die
Stelle vorkommt:,,Jm Sommer 822 begann ich unter Tattos Leitung
das Studium der Aritlimetik. Zuerst erkliirte er uns die BrIjher des
Consuls Manlius Boethius i-ber die versehiedenen Arten und Eintheiungen, sowie tiber die Bedeutung der Zahien; dann lernten wir das
Rech-nen mit den Fingern und den Gebrauch des Abacus nach den
Bflcherna, weiche Beda und Boethius dartiber geschrieben haben."
Leider stammt diese Erziihlunig nicht aus einaem wirklich vorhandeneni
Tagebuch, sondern wurde vom Verfasser als semnen pers~nlichen geschiclitlichen Ansichten entsprechend Strabo in den Mund gelegt 1),
so dass man eine Beweiskra-ftigkeit dieser,7 wenn auf Angaben aus
dem IX. S. gesttitzten, unwiderlegbaren Erz'ahlung niclit zu behaupten
vermag.
Emn anderer Scililer Hrabans war ileiric, von Auxerre, der selbst
wieder in Remigius von Auxerre') semnen Naclifolger sich heranbildete. Scion vorher hatte Remigius in dern Kloster Ferrieres
den Unterricit von Servatus Lupus, einern Z'O'glinge des Kiosters
St. Martin bei Tours, genossen und so aus doppelter Vermittlung
die wissenschaftlichen Anregungin Alcuins in sich aufgenommen.
Remigius muss daher, wenn Einer, als mittelbarer SchUler Alcuins
gelten, und er selbst trat nach 877 an die Spitze einer Schule, deren
spiitere grosse Bedeutung un,% no~thigt, ihres Stifters zu gedenken.
Es war eine Schule zu Paris, und zwar eine Schule, die nur als
soiche, nicit in Verbindung mit einem, Kioster eingerichtet wurde.
Aus jir entwickelte sich spiater die Pariser Universitilt. Aber
vor seiner Pariser Lehrthiatigrkeit machte sich Remigius urn das
Schuiwesen einer Stadt verdient, welche uns im nacisten Kapitel
von Wichtigkeit sein wird, urn das Schuiwesen von Rheims, wohin
1) VergI. eiuen Brief von P. Marty an HI. Suter in Zeitschr. Math. Phys.
XXIX. Histor -literar. Abthl g. 2) Werner, Alcuin S. 110.