Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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8 7. Xapitel.

dein Sinne des Arabischen, hier z. B. mit Einern und Zehnern, sich
deckten. Sie woliten ja niclit historische Untersuchungen anstellen
und darum den Wortlaut des Gegebenen so genau als mi~glich festhalten. Sie beabsiclitigten vielmelir den verbreitungswerthen Inhalt
zur Kenantniss ihrer des Arabisclien 'niclit machtigen Landsleute zu
bringen und niussten darum darnacb streben, bereits bekannter leicht
verstandener Ausdrtkcke sich zu bedienen. Nur wo etwas dem Begriffe nach ganz Neues vorkam, wurde mit melir oder weniger
Gesehick dem Wortlaute nach iibersetzt. So nennt Johannes von
Sevilla bei den quadratisehen Gleichungen das Quadrat der Unbekannten res, die Unbekannte selbst radix'1), ersteres eine schieclite
Uebersetzung von madl, letzteres eine gute von dschidr, wiaihrenad an
einer anderen Stelle die Unbekannte tantum quantum 2 ) heisst, unerklirlich genau dem yavattdvat der Inder entsprechend, fMr welehes
bei keinem Araber eine buchst'a'bliche lUebersetzung bekannt ist.
Wir k~5nnten schliesslich noch ralthselhafter Buclistabenfolgen
gedenken, welehe nur dadurch zu lesbaren Wb5rtern werden, dass
man annimmt, es sei jeder Vokal dureli den ilim naclifolgenden
Consonanten ersetzt worden, und man miisse die entsprechende
RuIckverwandlung z. B. von xnxrn in unumt, von dxp in duo vornehmen 3).
Die von Gerhard von Cremona Ubersetzte Abhandlung4)
kiindigt sich selbst an als das Buch, weiches nach dem Gebrauche
der Araber algebra und almucabala und,,bei uns" (apud nos) Buch
der Wiederherstellung (liber restauracionis) genannt wird, zu Toledo
aus dem Arabischen in das Lateinische flbersetzt dureli Magister
Gerhard von Cremona. Das Original muss als eine andere Bearbeitung des von Alchwarizmi' in seiner 'alinlich betitelten Schrift behandelten Stoffes angesehen werden. Die Beispiele
XI + lOx 1-39, x 2+ 21 lox,
letzteres mit semnen beiden Wurzelwerthen x 7 und x 3 treten
auf. Geometrisehe Beweise der drei FRIlle der quadratischen Gleichungen fehien nicht. Sonstige bedeutsame Versehiedenheiten n~5thigen
aber an einen anderen Verfasser des arabisehen Textes als an Aleliwarizmi' zu denken. Sehr wiclitig erscheint z. B. der Umstand, dass
die Aufflosungen der drei Formen quadratischer Gleichungen in Gestalt von Ged'aichtnissversen gelehrt sind5). Das ist durchaus indische
Sitte, wii'hrend sie den Arabern, so viele uns deren bisher zur Rede
')Trattati d'aritmetica IL. pag. 112. 2) Ebenda pag. 118. 8) Ebenda,
pag. 126. 4) B. Boncomnpagni, Della vita e delle opere di Gherar'do Cremoflese
pag. 28-51. 61) Ebenda pag. 31, 32, 34.