Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

b 9 6.w 2. Kapitel. verwahiren Aufzeichnungen der einzelnaen Beobacliturigen seit einer unaglaublich langen Reihe von Jabren, da bei ihinen von alten Zeiten hex die gr~sste Sorgfalt hierauf verwendet worden ist. Die Bewegungen und Umlaufszeiten und Stilistande der Planeten, auch den Einfluss eines jeden auf die Entstehnng lebeiider Wesen und alle ihre guten und sch'adlichen Einwirkungen haben sie sehr sorgfailtig beaclitet. Die gleiche Ueberlieferung finden wir bei Stfabon 1). Es bedurfte aber einer sorgflultigen und bis auf das Genauste gehenden Eintheilnnag der Landereien wegen der bestiindigen Verwisehung der Grenzen, die der Nil bei semnen Ueberschwemmungen veranlasst, indem er Land wegnimmt mAd zusetzt und die Gestalt verandert und die anderen Zeichen unkenuatlich maclit, wodureli das fremde und eigene Besitzthnni unterschiedeii wird. Man muss daher immer und immer wieder messen. Hieraus soil die Geometrie entstanden sein. Wir habein unsere Gewiihrsmiinner, deren Lehenszeit etwa von 460 v. Clir. bis auf Christi Geburt sich erstreckt, chronologisch geordnet, woraus ersehlossen werden kann, wie viel etwa die sp~ieren derselben von iliren Vorgangern entnommen haben m~5gen ohne aus dem lebenden Quell fortdauernader volksthflmlicher Sage zu schi5pfen. Einem Schriftsteller des II. nacheliristlicben Jahrhunderts werden wir im nachisten Kapitel, anderen sp~ierenh Sch~riftstellern an andrer Stelle das Wort geben, wo es um die Uebertragung der Geometrie nach Griechenland sich handeln wird. Nur ei-nen der frillisten griechischen Zeug'en fUr das Alter und far die Bedeutsamkeit 'aigyptischer Geometrie mulssen wi~r jetzt noch nachtriiglich ho~ren, den wir oben zwischen Herodot und Isokrates, wohin er seiner Lebenszeit nach geh~rte, absiclitlich zuriickstellten, weil seine Aussage von so hervorragender geschichtlicher Wichtigkeit ist, dass sie euler besonderen Ef6rterung bedarf. Demokrit sagt 2) namlich um das Jalir 420:,TIm Construiren von Linien nach Maassgabe der aus den Voraussetzungen zu ziehenden Schitisse hat mich Keiner je Ubertroffen, selbst nicht die sogenanuten ilarpedonapten der Aegypter."1 Dass Harpedonapten emn griechisches Wort mit der Bedeutung Seilspanner oder wiortlicher U'bersetzt Seilkniipfer sei, ist merkwtirdigerweise von dem Verfasser des besten griechischen W6rterbuches flbersehen. worden 3). Allein auch die riclitige Uebersetzung reieht zum Verstehen jenes Satzes nicht aus, wenn man nicht Weiss) wer ') Stra b on Lib. XVII, cap. 8. 2) Clemens Alexandrinus, Stromata ed. Potter I, 85:vc&dv6iYu~~nc&iottgo~1 nco ~ o8' or Atyvzrtrwv n=dpsvoit ',ex ov&,mcat. ') C an tor, Grakoindische Studien (Zeitschr. Math. Phys. Bd. XXII. Jahrgam,(, 1877. Histor.-literar. Abtheilung S. 18 und Note 68).

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Page 62
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 19, 2025.
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