Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

680 33. Kapitel. buclie ilberwiegend Indisehes und daneben einzel-ne griechische Spuren vorfandeha. Wir wollen zu zeigen versuchen, dass, wenn die Algebra riberhaupt als, eine Mischung zu betracliten ist, jedenfalls griechische Elemente in ihr weitaus vorherrschen. Schon die beiden Verfaliren der Herstellung und Gegenfiberstellung, weiche voraussetzen, dass auf beidein Seiten der Gleichung riur Positives stehe, wenn' der Ansatz vollendet ist, k~Ynnen nicht indisch sein, weil die Inder vonj dieser -Bedingung ujelits wissen. Es kaun hier nur auf Griechisches gemuthmasst werden, und vergleichen wir unsere Ausziige aius Diophant (S. 442), so finden wir ganz genau die Vorschrift der Herstellung und Gegenilberstellung, in weicher nur keine Namen fuir je-nes Merfahren angegeben sind, Namen die mithin juiinger mud mutlimasslich arabischer -llerkunft sein werden. Bei Diophant finden wir ferner grade die drei Formen unreiner quadratischer Gleichungen, weiche unser Ara-ber kennen lelirt, wieder mit einem kleinen Untersehied, auf den wir noch zu reden kommen. Vergleichen wir weiter. Alchwarizmil hat fiir die in den Gleichungen auftretenden Griolssen verschiedene N am en. Die Unbekaunte heisst schai, die Sadie, oder dschidr, die Wurzel. Das Quadrat der Unbekananten heisst mal, Vermbgen, Besitz. Die bekannte Gri~sse wird als die Zahl benaunt. Der Name des Quadrats kann nun sehr wohi aus dem griechiscien 6Mvcqug, M~glichkeit, Yermb~gen iibersetzt sein, wiihrend es aus dem indischen varghi, die Reihe, unter keinen Umstainden abgeleitet werden ka~un'). Das Wort schai fMr die Unbekanute entspricht weder dem indiscien ya-vatta'vat, noch dem UpO~tvdg des Diophant. Letzteres war freilich nicht melir zu verwenden, wenn man ihifi schon eine andere Bedeutung gegeben hatte, wenn man ganz zweckm~ssig die bekannte Grdsse der Gleichung, die jtov4c' des Diopiant, die ru-pa der Inder Zahi genannt hatte. Der Name schai, Sacie, ffur die Unbekaunte erinnert, wenn man ihn niclit als in der Natur der Fragen begriindet einieimisci entstanden lassen sein will, nur an das 'algyptische hau, weiches gleicifalls Sadie heisst und ffir die Unbekaunte gebraucht wird, eine Aeinlicikeit, auf weiche wir oben (S. 675) vorbereitet haben2). Nun bleibt noch dschidr, die Wurzel, fuir die Unbekanute erkla~rungsbeduirftig. Man hat darin eiue Uebersetzuffg des indischen mftla erkaunt. Das ist ganz gewiss, ricitig ffir die Bedeu')Ueber alle diese Namen vergl. Hankel S. 264, Note a", wo freilich weder Alles angegeben ist, was wir hier mnittliejien, noch die gleichen Folgerungen gezogen sind. ')Die Vergleichung zwischen schai und ha* haben wi~r in dem Aufsatze:,,Wie man vor vierthalbtausend Jahren rechnete" in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom. 6. September 1877 ausgesprochen. 0

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 680
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 21, 2025.
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