Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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32. Kapitel.

Die Uebersetzungsth'atig~keit war auch von euler vielfach corninentirenden begleitet, auf die wir aber, da sie inmmerhin einige Anspritche an das Selbstdenken des Commentators erhebt, bei den
Originalarbeiten zu reden komnmen. Wir haben, bevor wir diesen uns
zuwenden, nur ei-ne Bemerkung noch zu machen.
Die Schriftsteller~, von weichen als Uebersetzern seither die Rede
war, gehbrten sammtlich dem Morgenlande an. Das Morgenland war
es aber niclit allein, weiches der Islam sich: unterwarf,2 in weichem
arabiseli gesprochen und arabisch gelehrt wurde, und weun wir gelteii
lassen, was fUr die frflheren Abselinitte unsere Richtschnur bildete,
dass es wesentlich auf die Sprache ankommt, nicht auf das 65rtliche
Beisammenwolinen, urn die Zugehi5rigkeit zu einem Kulturverbande
zu Stande zn bringen, so werden wir neben den 0Ostar a b e r auch
We star ab er berllcksichtigen miissen, weleher letztere Name fair die
arabisch redenden Bewoliner der afrikanischen NordkUste, Spaniens
und Siciliens in Anspruch genommen wird.
La~ngs der afrikanischen Kilste 1) verbreitete sich der Islam unter
de egierung, ei. 705-717, vornehlmich durci die Tapferkeit
zweier Feldherrn, des Mfisa- und des Thri1k. Letzterer war es audi,
der sein Waffenglilek ilber das Mittelmeer hiniibertrug und im Mai 711
auf spanischem Boden jene steile ll~he besetzte, die nach ihin Ta'riks
ll-he, Dschebel Thrik~ Gibraltar genannt ist. Von diesem festen
Punkte aus wurde Spanien bald zum gr6ssten Theile unterworfen.
Aber die grosse lEntfernunag von der Chalife-nhauptstadt gab dem
Emir, d. h. dem Befehishaber von Spanien, die Gelegenheit sich seibst~indiger zu gehaben, als Stattlialter der niaher gelegenen Provinzen
es wagen durften. Nachdem die Abbasiden zur Macht gelangt waren,
kam es zur volist'indigen staatlichen Trennung, indern Emir 'Abd
ArraIhma-n emn Omaijade 747 eine eigene spanische Omaijadendynastie
griindete 2), welehe Fersuche des Chalifen Al-Mahld 776-777 Spanien wieder Zn unterwerfen, mit Glflck zurilckwies 3. Auch das afrikaniscie Ktistengebiet trennte sich vorn Mutterlande. Seit dem, Anfang des IX. S. entstand4) dort emn Reich mit der llauptstadt Fez,
und dieses war, kaurn gegrrindet, kriaiftig genug selbst wieder erfoigreiche Kolonisten nach Sicilien auszuse-nden, wo auch wieder eine
selbst'aindische moslimiscie Dynastie iliren llerrschersitz aufschlug.
Wir haben zurn Glflck uns nicit mit den Kampfen und Feindseligkeiten zu beschiaiftigen, weiche zwischen den einzelnen Dynastien
herrschten. Gift und Dolci ebenso wie offene Empfdrungen liessen
1) Weil S. 97 flgg. 2) Ebenda S. 140 flgg. 3) Ebenda S. 150. 4) Ebenda
S. 297-336 die moslimnischen Dynastien in Afrika und Sicilien.