Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

32. Kapitel.

Eilnietendes. Araluiselte Uebersetzer.
Wenn in den beiden vorigen Abselinitten der Ursprung der
Kenntnisse, w elehe bei den Indern und Chinesen nacliweislicli waren,
unsere Kritik heransforderte und uns die lloffnuing kamni gestattet
ist, dass bei den einander schnurstracks entgegenstehenden Sehuimeinungen in dieser Beziehung unsere Auffassuiig von alien Lesern
getheilt des Charakters einer wenn auch durch Gr~inde gestiitzten
doch wesentlich pers6nlichena Meinung entkleidet werde, so verhUilt
es skic ganz anders mit der arabiscien Matiematik 1).
Dass emn Yolk Jairhunderte lang jedem Kuitureinflusse von
Seiten seiner iNachbarv6lker unzuganglich war, dass es selbst in
jener gauzen Zeit keinen Eiinfluss liben konnte, dass es dann pl6tzlici
semnen Glanben, seine Gesetze mid mit diesen seine Sprache weiten
Lindern aufzwang, welcie an Ansdehnnng kaum von dem Macitbereiche anderer Eroberer erreichit worden sind, ist fUr sici eine so
regelwidrige Erscheinuiig, dass, es woil der Mille lohnt, ihren Ur-,sachen naclizuforschen, dass aber zugleich mit ilir die Gewissieit
gegeben ist, die 1p16tzlich anftretende anderen Entwicklungen ebenbllrtige Geistesreife k~nne aus sici selbst unmoglc zuSad ge
kommen sein.
Muhammned fbih im September (322 aus Mekka. Er starb im
Juni 632. Zein Jaire hatten ausgereicit, ilin auf der Fluchit aus
1) Wir folgen in diesem Abschuitte in der Ainordnung des Stoffes wesentlich Hank el's arabischen Kapitein S. 223 -293. Von Biiehern aligemeinen Inhaltes, deren wir uns ausser den auch von Hank el beinutzte-n bedient haben,
seien besonders erw~hnt: G. Weil, Geschiclite der islamitischen V61lker von
Mohammed bis zur Zeit des Sultan Selim itbersiclitlich dargesteilt. Stuttgart 1866,
und Alfr. v. Kremer, Kulturgesohichte des Orients unter den Chalifen.
Wien 1877. S uter, IDas Mathematikerverzeichnisis im Fihrist des lbn Abi
Ja k~ib an-Nadim. Uebers~etzung mit Anmerkungen in Zeitschr. Math. Phys. XXXVII,
Supplementheft. Wir citiren diese Werke als Krem er, WVe il und Filirist,
Bei der ersten Auflage hat uns audi ein inzwischen allzufriihe aus dem Leben
geschiedener Orientalist, H einr i ch T o r b e cke, in ausgiebigster Weise
unterstjitzt.