Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

646 3 1. Kapitel. Vorkommen von Dreieckszahlen und Pyramidaizahien, imagische Quadrate, Multiplikationen unter Anwendung von dreieckigen Feldern, also vielleichit so, wie wir sie (S. 571) bei den Indern in Uebung fanden. Wir berichten genauer nur uiber eine Messungsaufgabe, weiche Verwandtschaft mit in Europa vorkomnienden Verfaliren (S. 517) an den Tag legt. Die H16he eines zugiinglichen Baumes wird Zu kennen verlangt 1). Man entfernt sich von dessen Fusse urn eine gemessene Strecke, steilt eine Signaistanage auf und entfernt sich darin noch weiter, bis mani mittels eines hohien IRolres die Spitze der Stange und des Baumes in einer geraden Linie sieht. Die lible des Auges fiber den Boden wird nun zu 4 Fuss geschuitzt und alsdann die liblie des Baumes mit Hilfe jihnlicher reclitwinkliger Dreiecke berechnet. Wir sind der Zeit schon sehr nahe, in weicher die europiiischen Missionare an dem Hofe des den Wissenschaften ergebenen Kaisers Kang lii freunadliche Aufnahme fanden. Er schiltzte in ilinen die liblere Bildung, welehe er, sich darin als kein Nationalchinese verrathend, wohl anerkanute. Aber einen chinesisehen Gelelirte~n Mei wuli gan, ei-nen Anhuinger der verjagten Ming-Dynastie und trotzdem wegen seines Wissens bei demt fremden Kaiser wohigelitten, wurmte das Uebergewicht dieser Europaer. Er behauptete 2), von den dureli sie eingefiihrten Theorien. sei die bei weitem gr'dsste Mehrzahl den Chinesen scion Jalirhunderte frillier bekannt gewesen, und dieses nur ans Unkunde mit der heimischen Literatur ilbersehen worden. Ja aus China stamme alle Wissenschaft, llbersetzt sei sie zu den Bewolinern anderer Liinder gedrungen und habe dort weiter gelebt, wahrend sie in China selbst seit der grossen Biicherverbrennung aufgehbrt habe sich zu entwickeln, wie sie begonnaen hatte. Jetzt suclite man wieder eifriger und allgemeiner nach den alten Schriften. und fand sie. Wie viele deren edit, wie viele unechit waren, wer kbnnte diese Frage ohue die eingehendsten Kenntnisse der verschiedensten Art beantworten? FUr die mathematischen Seliriften muss notliwendigerweise neben den sprachlichen Merkmalen hi~heren oder niedrigeren Alters, vielleichit noch vor diesen der Inhalt zur Beantwortung beitragen, und diesem Inhalte, soviel uns davon bekaunt geworden ist, entnehmen wir die gleiche Folgerung, welche (S. 627) als vorlaufige Ansiclit scion von uns geltend gemaclit worden list, als wir die Ursprungs- und Echtheitsfrage zuerst aussprachen. Wir glaubenl.niclit an eine hohe Eutwicklung der ursprtinglichen chinesischeni ') Journal Asiatique fuir Milrz 1839, pag. 212. 2 iraz.6-2 2) Biernatzi S. 60-62.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 646
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 13, 2025.
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