Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

610 30. Kapitel. sieht aber noch melir. Man sieht, dass die ftInf Gattuingen von Vierecken keineswegs richtig gew~hlt sind. Sie erschi~pfen den Begruff des Vierecks durchaus niclit. Aber darin sehen wir nur einen weiteren Beweis ffur den ansilindischen Ursprung der indischen Geometrie. Die Fiinfzahl der Vierecke ist vielleicht selbst auf griechisehe Erinnerung zuriickzufflhren, da Euklid in der 30. bis 34. Definition des I. Buches seiner Elemente ebensoviele Gattungen unterseheidet: Q uadrat, Rechteck, Rhombus und Rhomboid, unregelmiissiges Viereck, in semnen Gattungen freilich jeder M~5glichkeit einaen Platz zuweisend. Nun waren den Indern nur Sditze fiber die flUnf unberechtigten Vierecksarten, welche Pritlifidakasva'min uns nennt, bekannt geworden; nur mit ihnen also hatte man sich zu besch~iftigen. Es waren das in den vier ersten Gattungen grade die Vierecke, weiche Heron mit Vorliebe behandelt hat, das Quadrat und das Rechteck und das gleiclisehenaklige Trapez, die Lieblingsfigur schon der alten Aegypter. Was die Zerfiallung der Trapeze in s'okhe mit zwei und mit drei gleichen Seiten betrifft, so kann man versehiedener Meinung sein. Man kann meinen, da bei Heron versehiedene Gattungen von Paralleltrapezen gefunden worden waren, deren lUlnterscheidungsgrundlage man nicht verstand, so habe man auf eigene Faust neue Gruppen gebildet; man kann aber auch an einen griechisehen Ursprung denken, da beispielsweise Hippokrates von Chios (S. 197) sich mit Paralleltrapezen mit drei gleichen Seiten vielfach abquillte und es daher wohi mdglich ist, dass Sp~itere auch noch um diese Figur sich kflmmerten, ohne dass wir unmittelbar davon wissen. Kehren wir jetzt zu ~ 126 Brahmaguptas zurflck. Weun darin von dem Haibmesser des Umkreises zuerst jedes Vierecks mit ausdriicklicher Ausnahme des ungleichen Vierecks die Rede ist, so sind eben nur die vier ersten Gattungen gemeint, und diese vier sind zweifellos Sehnenvierecke, und wenn in demselben Paragraphen fortfahrend auch die 20 12s' Berechnung des Haibmessers des Umkreises der flunften Vierecksgattung z47 gelehrt wird, so ist wieder zweifellos audi ffir diese Gattung die Eigenschaft als Selinen1, viereck damit in Auspruch genommen. Jene ungleichen Vierecke der fflnften Gattung entstehen aber gemiiss ~ 38 auf Fig. 85. folgende Weise. Man denke (Figur 85) zwei rationale rechtwinklige Dreiecke aus den Seiten c,, c2, h und (J, 0 C, II gebildet. Man vervielfache die Seiten des ersteren zuerst mit C0, dann mit 02, so sind auch

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 610
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 19, 2025.
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