Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

598 30. Kapitel. Gleich das erste Gesetz mahnt uns mit Entschiedenheit all die WtIrfelgestalt, weiche das Grabmal ftir Glankos besitzen sollte, w'ahrend es auf Geheiss des Kb5nigs Minos in doppelter Gr~5sse aufzufiihren war (S. 199). Euripides hat, wie wir ulls erinnern, das vielleiclit sagenhafte Geheiss in einer Trag'Odie verwerthet, und Euripides lebte 485-406, melir als 70 Jahre bevor der Alexanderzug geregeltere indisch-griechische Beziehungen hervorrief. Wir ffigen hinzu, dass eine indische astronomische llandschrift den Urspruing ilirer Wissen-SChaft niclit bloss auf ei-nen ionischen Meister Yavaneqvara-carya zuriickftihfrt (S. 560), sondern neben diesem eine Pers~nlichkeit des Namens, Minara-ja anfiihrt'), ein Name, der tliuschend an den K6nig Minos zu erinnern geeignet ist. Emn wesentlicher Untersehied bestelit allerdings zwischen der Aufgabe, welche K~5nig Minos seinein Architekten steilte, und der Anfgabe, weiche bei der Inhaltsveriinderung indischer Altlure vorkommt. Jener solite den Kubikraum verdoppein, hier kommt es nur auf die OberflUiche an, so weit die 9ulvasittras ins Auskunaft geben. Es gait also nur eine Vervielfachung einer ebenen Figur zu vollziehen, oder mit anderen Worten eine Quadratwurzel zu finden, was bei Griechen wie bei Indern ebensowohi geometrisch als aritlimetiseli geschah. Die Wiirfelvervielfiiltigunag huitten die Inder aritlimetisech gleiclifalls voliziehen kiolnnen, da, wie wir gesehen haben, Aryabhaif4a Kubikwurzeln auszuziehen wusste; geometrisch dagegen liberstieg diese Aufgabe indiselie Kr'aifte bei weitem, indem die Curven, mittels weleher die Wflrfelvervielfachung geleistet werden kann, die Kegelsclinitte, die Conchoide und wie sie alle heissen, den Indern dureliaus unbekannt geblieben zu sein scheinen. Fur die geometrische Ausziehung der Quadratwurzel gibt Baudliayana folgende Regeln'): Das Seil, quer fiber das gleichseitige Recliteck gespannat, bringt emn Quadrat von doppelter Fl'ache hervor. Das Seil, quer fiber emn linbgliches Reehteck gespannt, bringt beide Fliachen hervor,7 weiche die Seile luings der grbsseren und kleineren Seite gespaint hervorbringen. Diesen. zweiten Fall erkenne man an den Reclitecken, deren Seiten ais 3 und 4, aus 12 und 5, aus 15 und 8, ans 7 und 24,2 aus 12 und 35, aus 15 und 36 Langeneinheiten bestehen. Das ist nun offenbar der pythagoriiische Lehrsatz, erliiitert aii Zahlienbeispielen. Das zuletzt genannte Dreieck mit den Katheten 15 mid 36 ist vorher schon einmal in den kleineren Zahien 12 und 5 ')Brockhaus in den Verhandlungen der k~nigl. sichs. Gesellsehaft der Wissensehaften zu Leipzig. Philolog.-histor. Kiasse IV, 18-19 (1852). 2) Thi - bhau t S. 77 8, 9.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 591
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 15, 2025.
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