Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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28. Kapitel.

mit einer ho5chst merkwflrdigen Thatsache: dass namlich 'aigyptische
Kb~nige arus der Ptolem'aerfamilie in indisehen Jnschriften als Turamaya vorkommen mit eigenthtimlicher Yerketzerung des Namens.
Man hat deshaib vermuthet'), auch der Astronom Ptolemaus sei zu
einem Turamaya geworden, der volksthuimlich sich weiter in einen
Asura Maya verketzerte. Zu einer soichen sagenhaften Personenver~iinderung bedarf es einiger Zeit und so kann der Sfirya Siddha-nta
niclit alizuraseli nach Ptolemaus Leben d. li. nach dem IL. S. n. Clir.
verfasst sein. Andererseit hat Vara~hamihira von dem Sftrya Siddha'nta Gebrauch gemaclit und dessen Bilithezeit fllit nach der Aussage eines noch sp~iteren Astronomen Bhatta Utpala nach 505,
dessen Tod einem anderen Bericliterstatter Amara'ja zufolge auf 587.
Beide Daten vereint lassen uns in Varahamihira einen juflngeren Zeitgenossen von Aryabhatta finden, und der Sftrya Siddha'nta muss dem
entsprechend zwischen Ptolemaius und Varaliamihiras Lebzeiten d. i.
etwa im IV. oder V. S. entstanden sein.
Vara-hamihira 2) gibt iibrigens den Ursprung mancher seiner
Kenntnisse mit elirlicherer Gewissenhaftigkeit an, als es sonst bei
Indern der Fall zu sein pflegt. Er bezieht sich fair die Namen der
Sternbilder, weiche er benutzt, geradezu auf den YavaneqvarAcarya
d. h. auf den ionischen oder griechischen Meister, indem die Yavana
sicherlich Griechen bedenten. Bei ilim uind anderen Astronomen uind
Astrologen ist sodaun von Romaka Pura d. hi. von Rom und von
Yavanua Pura, d. li. der Stadt der Jonier niimlich von Alexandria
die Rede, lauter Moinente,2 weiche den alexandriniseli-indischen Beziehungen entstainmen mid die Abhiingigkeit indischer Astronomie
auch von alexandrinischem Wissen bestiltigen, wie anderutheils emn
Zusammenhang 'altester indischer Sternkunde mit Babylon (S. 91)
niclit abzuweisen sein diirfte.
Wir haben ausserordentlich wenig ffir uns Brauclibares dem
Sfirya Siddlianta entnehmen k~6nnen, eigentlich nichts, weiter, als dass
emn griechiseher Einfluss auf indisehe Wissenschaft damals schon,
inithin vor Aryabhatta feststeht. Wir haben daneben einige weitere
INanien indischer Astronomen kennen gelerut. Wir lassen hier andere
folgen. Von einiger Bedeutung dfirften 9riidhara und Padmana'bha
gewesen sein. Beide sind bei Bhaskara erwii'hnt, bei Bralimagupta
noch nicht, haben daher vermuthlich in der Zwischenzeit zwischen
diesen beiden gelebt. Es komint dazu Parama-dii~vara, der CoinA1) Abr. W eb or, Zur Geschielite der indischen Astrologie in den Indisohen
Stttdien II, 248. 2) The Paiichasiddhadntika' of JVardha Mihira ed. by G. Thibaud and Mah~mahop'dliy~ya SudhO~kara Dvivedi. IBenaxes, 1889.