Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

28. Kapitel.
Eileiitendes. Elemeutare Ileclheukunst.
Zu einer seibst mdglicherweise aus zweierlei V61kern, deren
eines die krausen Haare der Australneger bes ass, gemiseliten Ureinwohnerschaft des heutigen Dekkans wariderte vielleiclit 1400 Jahre
v. Clir. der Stamm der A ri er ein, die niedriger stehenden Besitzer
des Landes theils, vertreibend, theils unterjochend 1.In der sp~iteren
Kastenueintheilung des iindisehen. Volkes sind die Naclikommen der
alten Besiegten als, die dienende, verachtete Kaste der 9ftdras librig
geblieben, deren Beriflhrung scion befleekte, und die streng ausgeschiossen waren von den Segnungen einer Bildung, d eren Triiger
freilich zumeist in den beiden oberen Kasten der Bra-hranas und
Kshattriyas, der Priester und Krieger, zu suchen sind, wahrend sie
kaum. noch auf die Vaiyas, den biirgerlichen Kern des Yolkes sich
erstreekte. Die Sprache der Arier, der Trefflichen nach der spiateren
Bedeutung, des Namens, ist dieselbe, weiche man Sanskrit zu nennen
pflegt. Sie wurde die herrsehende Sprache von ganz Vorderindien,
vermochte aber in dieser Ausdehnung sich nicht zu erhalten. Das
Sanskrit verblieb nur als Gelehrtensprache in den Priestersehulen der
Brahmanen, walirend es als Volkssprache ausstarb, beziehungsweise
dureli Thchtersprachen verdr'aingt wurde.
Zwei Momente m~gen bei dieser Verdrangurig wirksam. gewesen
sein. Einmal die Seltenaheit schriftlicher Ueberlieferuug, weiche so
weit ging, dass, Fremde, weiche nur kurze Zeit im Lande verweilten, an den Mangel jeder schriftlichen Aufzeichnung glauben
durften, zweitens die jene. Seltenheit selbst wohl versehuldende melir
') Fdr die aligemeinen Verh~iltnisse waren unsere Quellen der Artikel
Jndien" von B enfey in Ersch und Grubers Eneyklopiddie 1840. Re inau d,
Meimoire sur l'nde in den AMimoires de I'Acade'mie des Inscri~ptions et Belleslettres XV1II, 2. Paris, 1849. Albr. Weber, Vorlesungen fiber indisclie Literaturgeschichte. 2. Auflage. Berlin, 1876. Herr E. Win dis ch unterstiitzte uns
bei der Drucklegung der ersten Auflage wesentlich dureli Rathisehiage fuir die
Rechtschreibung indischer Namen und Worter.