Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

526 2 7. Kapitel. iiitere Schrift stammt nach dem Daftirhalten aller neueren Sachknndigen unter Beachtung aller Merkmale der Selirift wie der Sprache, welehe zur Entscheidung beitragen k6nnen, aus dem IV. S. Kaum mit blossem Auge erkennbar, gab sie miffhevolister Entzifferung ihren Inhalt kund. Es sind Bruchstllcke des Vergilius, des Livius und Geometrisches, welehe im IX. S. wtirdig schienen theologiseli-moralischen Betraclitungen den Platz zu ritumen. Das geometrische Fragment'1) gibt sich selbst als dem XIV. und XV. Buche des Euklid entstammend an. Seine Nummerirung ist aber keineswegs mit der gebr~iuchlichen gleichlaufend. Als XIV., als XV. Buch der euklidischen Elemente bezeichnet man bekarintlich (S. 342 und 468) jene von mindestens zwei versohiedenen Seliriftstellern herrijilirenden stereometrischen Abliandlungen, weiche, man weiss niclit reclit wie und wann, an die dreizehn Biicher der Elemente aingeh'angat worden sind. Diesen Abbandlungen gleiclit das lateinische Bruclist-ack niclit im geringsten. Oline Satz far Satz und Figur ffur Figur mit dem griechischen 'Euklidtexte zur Deckung gebracht werden zu kbnnen, ist es doch unter alien Umstanden den edit euklidischena mit Stereometrie sich besehaftigenden Bilehern, dem XII. und XIII. Buche u~nserer griechischen Texte entuommen. Es ist entweder Anszug, oder Uebersetzung eines Auszuges, jedenfalls Arbeitsexemplar des Unbekannaten, von welchem es herrllhirt, wie der Entzifferer mit grossem Scharfsinne aus der Thatsache geschiossen hat, dass einzelne WO-rter durchstrichen und durch anders lautende Synonyma ersetzt sind. Das kaun selbstverstandlich nur auf den Schriftsteller, beziehungsweise den Uebersetzer selbst zuriickgeftihfrt werden, und zwar in einer Zeit, in weicher seine Arbeit noch in Vorbereitung, noch niclit abgeschlossen war. Die andere Seite unserer zum Schiusse des vorigen Kapitels ausgesprochenen Behauptung, dass das Verstiindniss der aus Griechenland tiberkdnmenen mathematischen Kenntnisse der R~imer melir und mehr schwand, findet gleiehfalls Best~itigung, wenn wir die Magerkeit uns betrachten, zn weicher im, Lanfe der Jahrhunderte die r~5mische Mathematik znsammenschrumpfte. Theodosius Macrobins, emn vielleiclit aus Afrika stammender Schriftsteljer, von weichem uns Commentare erhalten sind 2), die urn ')Der Entzifferer, Prof. W. Studemnund, hat llingst eine Herausgabe zugesagt. Er ist leider gestorben, oline seine Zusage erflUllt zu haben. Unser Bericlit entstaiumt den miindlichen Mittheilungen, weiche er so freundlich war, unter Vorzeigung seines vorbereiteten Materials uns zu machen, und deren Ver6ffentlichung er uns gestattet hat. 2) Macrobius, Opr (e. Q a) Qudiburg und Leipzig, 1848- 62.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 511
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 15, 2025.
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