Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Die spiltere mathematische Literatur der iRMmer.52 523 sichert, h~5chst bedeutsamer Fall ist der eines Erblassers,7 der seine Wittwe in seliwangerem Zustande hinterliasst und Bestimmungen flir die beiden M5glichkeitena getroffen hat, dass sie einem Knaben oder einem Miidchen das Leben schenkt, w~hrend der thatsiiehlich emntreffende Fall, dass Zwillinge, und zwar Zwillinge von versehiedenem Gesehlechte, geboren werden, naiclit vorgesehen war. Emn daran sich kn-ripfender Rechtsstreit ist durch Salvianus Julianus'), einen Juristen, der unter den Kaisern Hadrian und Antoninus Pius wirkte, berichtet; emn zweiter verwandter Fall kommt bei C~icilius Africanus'), em, dritter bei Julius Paulus'), einem ghIuzenden Juristen des III. S. vor, der unter Kaiser Alexander Severus der r~5mischenl Rechtswissenschaft zur Zierde gereiclite. Die alteste Entscheidung des Julianus lautet folgendermassen:,,Wenn der Erblasser so selirieb: 2 Wenn mir emn Sohn geboren wird, so soll dieser auf meines Vermdgens, meine Frau aber auf die librigen Theile Erbe sein; wird mir aber eine Tocliter geboren werden, so soll diese auf -~ auf das 3'7 Uebrige aber meine Frau Erbe sein, und ilim nun emn Sohn und eine Tocliter geboren wurden, so muss man das Gauze in 7 Theile theilen, so dass von diesen der Sohn 4, die Frau 2 und die Tochter 1 Theil erh~ilt. Denn auf diese Weise wird nach dem Willen des Erblassers der Sobn noch einmal so viel erhalten als die Frau, und die Frau noch einmal so viel als, die Tocliter. Deun obgleich nach den Bestimmungen des iReclites emn solches Testament umgestossen werden sollte, so verfiel man doch aus rein verniinftigen Griinden auf die genannte Entscheidunag, da ja nach dem Willen des Erblassers, immer die Frau etwas erhalten Soll4), mag ihm emn Solin oder eine Tochter geboren werden. Auch Juventius Celsus stimmt hiermit vollkommen ilberein." Dieser letztere Jurist, auf welehen Julianus sich bezielit, der die Aufgabe also jedenfalls kanute, lebte unter Trajan um das Jahr 100 n. Clir., war also sicherlich emn Zeitgenosse jenes Celsus, an welchen, wie wir uns erinnern, Balbus sein feldmesserisches Werk gericlitet hatte. Unm6glich erseheint es daher nicht, dass diese beiden Persbnlichkeiten mit Namen Celsus in eine versehwimmena miissten, dass der gelelirte Jurist Celsus auch Ingenieur gewesen, auch in der Geometrie als Schriftsteller aufgetreten 1)Lex 13 principio. Digestorum lib. XXVIII, tit. 2. 2) Lex- 47, ~ 1. Dige~storum lib. XXVIII, tit. 6. 8) Lex 81 principio. Digestorum Ui. XXVEiJ, tit. 6. 4) Wilre namlich das Testament umgestossen und somit als nicht vorhanden zu betracliten, so wfirden nach r6mischem Rechte die Kinder allein geerbt haben, die Wittwe aber leer ausgegangen sein.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 523
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 19, 2025.
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