Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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26. Xapitel.

Inmitten dieser Zweifel begnilgen wir uns die Namen der Feldmesser Frontinus, ilyginus, Balbus, Nipsus, Epapliroditus,
Vitruvius Rufus, die als Verfasser kliejerer oder gr~5sserer Bruchstileke') genanut sind, aunzugeben, ferner kurz zu bericliten, was man
von den Persidnlichkeiten des Hyginus und des Balbus weiss, und
sebliesslich emn Gesammtbild der in jenen Bruclistileken enthaltenen
mathematischen. Kenntnisse zu geben, ohne eine genauere Zeitbestimmung daran zu kntipfen als diejenige, dass Alles vorhanden war, als
der Sclireiber des Codex Arcerianus, es zu Papier braclite.
Der Name Hyginus tritt mehrfach in der r~mischen Literatur
auf. ilyginus, emn Zeitgenosse des Augustus, hat emn astronomisches
Werk verfasst. Emn Militiirschriftsteller Hyginus hat iiber die Anlage
von Lagern mutlimasslich zwischen 240 und 267 gehandelt2). Von
beiden vrerschieden ist der Feidmesser Hyginus, der unter Trajan
lebte und emn gr~sseres feidmesserisches Werk wahrscheinlich im
Jahre 103, im Zwischenraume zwischen den beiden dacisehen Kriegen
verfasste 3).
Auch der Name Balbu s tritt mehrfach auf. Wir haben einen
Oberwegemeister Balbus aus der Zeit des Augustus zu nennen gehabt,
dem die Aufsicht fiber die grosse Reichsvermessung tibertragen war.
Der Balbus, von weichem uns Bruchstilcke Uberliefert sind, geh~5rt
der trajanischen Zeit an4). Er begleitete den Kaiser auf seinem dacisehen Feldzuge, und nach errungenem Siege, mithin 103 oder wenna
der zweite Feldzug gemeint war spiitestens 117, nach Hause zurilekkehrend riclitete er eine feidmesserische Schrift an einen Ceis us,
weicher nicht genau bekaunt ist, aber den Worten des Balbus gemass eine erste Autoritilt des Jngenieurfaches gewesen sein muss.
Die anderen Namen Marcus Junius Nipsus, Epapliroditus,
Vitruvius Rufus sind ausser in Verbindung mit den ihnen zugeseliriebenen Bruclistllekena nicht naher bekannt. Den Erstgenannten,
wahrscheinlich einen griechischen Freigelassenen eines Rbmers aus
dem Hause der Junier, hat man gewichtige Griinde niclit spater als
in das II. S. zu setzen. Urn jene Zeit diirfte namlich das Geschlecht
der Junier erlosehen sein, urn jene Zeit wurde es auch Sitte vier,
f-Unf; sogar sechs Namen nach einander zu ffllren,2 wiihrend Marcus
1) Die Bruclistiicke des Epaphroditus und des Vitruvius Rufus vergi. Agrimensoren; alle fibrigen s. ]116mische Feidmesser I. IUebersetzungen wichtiger
Theile bei E. S to eber, Die r~5mischen Grundvermessungen. Muinchen, 1877.
2) H. Droysen im Rhein. Museum fuir Philologie (1876) XXX, 469. 5) Lachmann in RMmische Feldmesser II, 139 und Hultsch, Scriptores metrologici II,
Prolegomena pag. 6. 4) Rbmische Feidmesser I, 91, 93 und 1I, 146 flgg.
(Mommsen).