Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Die Bitithezeit der r~mischen Geometrie. Die Agrimensoren. 51

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einem berlilimten Buche aus dem Anfange des XIII. S. 1), welehe die
Vermuthung erweckt, gewisse, dort beseliriebene und, wie der Verfasser sich ausdniickt, alien Weisen zu verdankende feidmesserische
Operationen m'ochten, wiewohi 'in den Fragmenten des Frontinus
seibst fehiend, ursprilnglich von ilim besebnieben worden sein.
Die uns erhaltenen Bruclistijke, des Frontinus finden sich vereinigt mit anderen fUr die Gesehiclite, der Mathematik hochwichtigen
Fragmenten in euler Sammelhandschrift, welehe von 1566-1604 im
Besitze von Johannes Areerius in Gr~5ningen war und deshaib von
dem naclifolgenden Eigenthiimer Petrus Scriverius in einer Beschreibung ails dem Jalire 1607 den Namen den arcerianischen Handschrift erhielt, als welche sie heute noch bekaunt ist'). Sie, ist
eine der Uiltesten gr~sseren llandschriften, weiclie man ilberhaupt
besitzt, und nach dem Urtheile, der Fachgelehrten nicht sp~iter als
im VII., vielleicht schon im VI. S. niedergeselirieben. Man nimmt
an, es seien um das Jalir 450 aus iilteren Seliriften, siimmtlich auf
Gebietseintheilung, Agrargesetzgebung und dergleichen beziiglich,
amtliche Ausziige veranstaltet worden als rechtswissenschaftlichstatistisches Nachschlagebuch fUr Verwaltungsbeamte, des rdmischen
Kaiserreiclis, und eine, wieder urn ein oder anderthaib Jahrhundert
jilngere, Abselinift dieser Sammhmng sei als Codex, Areerianus auf uins
gekommen, die sauber und schbn geschriebene Arbeit eines vielleicht
als Beamter sehr brauclibaren Mannes, der aber von Feidmessung
wenig oder gar nichts verstand und daher zu den Fehiern, weiche
bereits in seiner Vorlage vorhanden gewesen sein mo-gen, noch weitere
nicht seltene, eigene Versehen und Schreibfehler hinzufflgte. Man
sieht, dass es insofern keine, sehr reine Quelle ist, aus weicher wir
gendihigt sind unser Wissen Zn sch~pfen. Es steht keineswegs fest,
dass die verschiedeinen Bruclistflcke grade von den Schriftstellern
herruliren, weichen sie zugeschrieben sind; es steht keineswegs fest,
wie, die Namen, weiche mitunter in mehrfachen Schreibformen vonkommen,2 wirklich gelautet haben; es steht keineswegs fest, wann die
Tralger dieser Narnen gelebt haben, ob, wie, man aus ihrer Vereinigang und aus manchen anderen Umst'anden sehliessen m'Ochte, sie
alle etwa der Zeit von' 50 bis 150 angehdren, d. h. dem Jahrhunderte,
in dessen Mutte, Kaiser Trajan lebte, unter weichem, wie, wir uns
wiederholt erinnern wollen, Menelaus von Alexandria in Rom semnen
Aufenthalt aufgeschlagen hatte, oder ob man fur sie zum Theil wesentlich spaterer Datirungen bis urn das Jahr 400 sich bedienen muss.
')Agrimensoren S. 179 flgg. fiber Frontinus und Leonardo von Pisa.
2) IUeber den Codex Arcerianu~s der Wolfenbiittler Bibliothek vergl. Agrimnensoren S. 95.
CAzqTOn, Geschichte der Mathernatik I. 2. Aufi. 33