Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Aelteste Rechenkunst und Feldmessung.49 491 rechnen, als Rechnen auf einem Rechenbrett, als Reclinen unter Benutzung vorhandener Tabellen. Das Fingerre chnen hat die 'aIlteste Ueberlieferung ffur sich, indem nach Plinius 1) schon K~nig Numa Zahiendarstellung mittels der Finger kannte. Er liess nilmlich emn Standbild des doppeltbeantlitzten Janus errichten, dessen Finger die Zahi 355 als Zahi der Jahrestage andeuteten. Emn sp~iterer r6mischer Schriftsteller, Macrobius 2)7 weiss von derselben Sitte den Janus mit gekriimrnten Fingern abzubilden, nur nenut er niclit Ki5nigr Numa als Urheber und gibt die dargestellte Zahi der Jahrestage zu 365 an, offenbar dem spiiteren r6mischen Jahre diese Zahi entnehmend, ohne dass ein altes Bildwerk ilim vor Augen gewesen wiire. Martianus Capella3) ]iisst die als G~5tin anftretende Arithmetik die Zahi 717 mittels der Finger darstellen. Neben diesen Angaben ganz bestimmter durch Fingerbengung angedeuteter Zahien kann man noch viele Stellen f6mischer Schriftsteller aus den versehiedensten Zeiten anfilibren, weiche das Fingerrechnen im. Allgemeinen best'aitigen. Die rechte Hand, sagt Plautus'~), bringt die Rechnung zusammen. Mit Wort und Fingern liisst Suetonius 5 ) die Goldstllcke abzaihlen. Bei Quintilian6) ist von einer Abweichung von der Rechnung durch unsichere oder unschickliche Bewegung der Finger die Rede und iihnfich bei Anderen 7). Wir fifliren nur eine Stelle noch besonders an, weil sie die fortschreitende Reihenfolge von links nach rechts bestiitigt, weiche wir zuletzt noch bei Nikolaus Rhabda (S. 480) als Regel kennen gelernt haben. Juvenal8) Iasst niaimlich den mehr als Hundertjahrigen die Zahi seiner Jahre schon an der rechten Hand zur Darstellung bringen. Eine ausfifirliche Beschreibung, wie man Zahien durch Fingerbewegungen kenntlich mache, von Beda Venerabilis, dem schottischen Mb5nche aus dem VII. und VIII. S., geh'O5rt bereits der Litteratur des Mittelalters an, und wird uns im 38. Kapitel besch'aftigaen. Vielleiclit mit jener mittelalterlichen Verbreitung des Fingerrecknens, vielleicht aber audi schon mit ri~mischen Gewohnheiten sind Spuren in Verbindung zn setzen, weiche bis auf den heutigen ') P1i ni us, Ilistor. natur. XXXIV, 16. 2) Ma cr ob i us, Conviv. Saturn. I, 9. 8) Martianus Cap ella, Satura VII init. 4) Plau tUS, Milegoros Act. 1I se. 3: Dextera, digitis rationem computat. 5)Suetonius, Claudius XXI... ut oblatos aureos voce digitisque numeraret. 6) Quintilian I: si digitorum solum, incerto aut indecoro gestu, a computatione dissent it. 7) Eine Zusammnenstellung, bei weicher auch die Kirchenvilter beriicksichtigt sind, bei Rocco Bomb elli 1. c. pag. 101-107. 8) Juvenalis, Sat. X, v. 248 suos jam dextra computat annoc.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 491
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 16, 2025.
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