Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Aelteste Rechenkunst und Feldmessung.48 487 was gegenwairtig als r~iiiische Zahlzeichen bekannt ist ).Wie die ganze Schrift der R~5mer und der Etrusker bei hervorragender Aelinlichkeit es doch auch an wesentlichen Untersehieden nicht fehien liisst, die eiue unmittelbare Ableitung der einen aus der anderen zur Unm~5glichkeit machen, ist seit eiuem halben. Jalirhundert festgestellt. Scion die linksliu-fige Schrift der Etrusker gegentiber von der reclitslaiufigen der R~5mer deutet darauf hain, dass der Ursprung jener in eine Zeit zu setzen ist, walhrend deren die Griechen noch nicht dureli die Uebergangsperiode einer in der Richatung von Zeile zu Zeile wechaseinden Schrift hindurchgegangen waren, wogegen die ri~mische Schrift diese Veriinderunag bereits voraussetzt. Die Annahine nicht unami'ttelbarer Ableitung aus einander findet noch Bestiitigung darin, dass im r~mischen Aiphabete das altgriechische Koppa als Q erhalten ist,7 weiches die Etrusker nichat kennen, walirend umgekehrt manche Buchastaben dem tuskischen Alphabet angeho5ren, die dem romischen fehien. Wann das etrurische Alphabet, weiches nach Tacitus 2) durch den Korinther Demaratus nach Italien kam,7 daselbst zur Einfifihrung gelangte, wissen wir ungefdhr. Es wird zwischen 650 und 600 v. Chr. gewesen sein3). Die Trennung des r~mischen Aiphabetes von dem. grlikoitalisehen Mutterstamme ist niclat zeitlich so bestimmt, doch muss sie jedenfalls eingetreteu sein, bevor die Benutzung der Buclastaben als Zahizeichen den Griechen' bekanut war, also (S. 111) vor 500 v. Chr., denn bei den Ribmern sind niemals nach griechischem. Muster die aufeinanderfolgenden Buchastaben des Alphabetes als Zahlzeichen verwerthet worden4). Und dennoch sehen die 'aIltesten Zahizeichen der R~5mer, sehein die der Etrusker Buebstaben ungemein gleich und iihneln sich unter einander so selir (vergleiche die hinten angeheftete Tafel), dass die vorhandenen Uebereinstimmungen unmi~glich als Zufiulligkeiten erklirt werden k~n-nen. Zufiillig erseheint vielmelar die Verwandtschaft mit den splaiteren romischen Zeichen I V X L C M, welche aus der Aehanliclakeit mit Buchstaben durch Volksetymologie sich in diese Buchstabenformen selbst verwandelten,7 noch emn Zeichen D fUr 500 zwischen C und M und emn Zeichen q vielleiclat aus VI entstanden, fUr die 6 sich aneignend und C und M mit den Anfangsbuchstaben der Wi5rter centum, ') Ottfried MUller, Die Etrusker Bd. II, S. 312-320. Breslau, 1828. Th. Mommsen, Die unteritalischen Dialekte (besondere. S. 19-34). Leipzig, 1860. Math. Beitr. Kulturl. S. 161 flgg. Friedlein 1. c. S. 27 flgg. R. Bornbelli 1. o. pag. 33. 2) Tacitus, Annales XI, 14. 8) A. Riese, Ein Beitrag zur Geschiohte der Etrusker. Rhein. Museum ftir Philologie (1866) XX, 295-298. 4) Ueber andere Benutzung von Bucbstaben als Zahizeichen bei R~mern in verruuthlich recht spilter Zeit vergl. Friedlein 1. c. S. 20-21.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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