Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

438 23. Kapitel. ' das, was in den erlialtenen seebs Bilehern stelit, nielit hinausge-. kommen, es seien nur gewisse der Zahi nach. beschr~inkte Kunstgriffe gewesein, fiber weiche er verfiigte, und mittels deren niclit viel mehr zu leisten war, als wir thatsiichlich geleistet sehen. Man kommt so zu der Wahrscheinlichkeit, um niclit zu sagen zu der Gewissheit, dass am Schiusse uumo-glich so viel fehien kauna, dass man von einer Erhaltung nur der seclis oder sieben ersten Bflcher zu reden berechtigt wiire. Dazu. kommt die vorher aingegebene Versehiedenheit, dass eiue Handschrift in sieben Blicher theilt, was den anderen zufolge seclis Bflcher waren. Dazu kommt der gelungene Nacliweis, dass innerhaib der ersten drei Bticher Versehiebungen stattgefunden haben miissen, dass insbesondere eine Abli~sung der beiden letzten Aufgaben des II. Buches von dem Vorhergehenden ebenso wie' eine Fereinigung derselben mit den ersten Aufgaben des Ill. Buches durch den Sinn als nothwendig erzwungen ist. Dazu kommt endlich eine unbedingt vorhandene Lflcke, fiber deren Ausftillung emn Zweifel nicht bestehen kann. In der Einleitungr ist niimlich, wie wir noch sehen werden, die Auff'Osung der gemisechten quadratischen Gleichung mit einer Unbekannten zugesagt. In den spiiteren Btijhern ist dieselbe als bekannt vorausgesetzt. Gelelirt muss sie also worden sein, aber die Vorselirift dazu fehit. Diese bildete jedeufalls einen Theil und einen. nichit unbetrdichtlichen Theil des Verlorenen, da wir annehmen dflrfen und mfissen, die L''s ung der gemiseliten quadratischen Aufgaben sei in drei Sonderfiullen vorgetragen worden, deren jeder an zahireichen Beispielen erliiutert vielleiclit emn gauzes Buch f-ilulen mochte. Der Platz fUr diese L~5sungen war am Naturgemiaissesten zwischen dem I. und II. Buche, also dort, wo die grosse Lfcke angenommen zu werden pflegt. Die Aufgaben, weiche Diophaut behandelt hat, sind von zwei wesentlich versehiedenen (4attungen. Es sind algebraisch bestimmte und algebraiseli nnbestimmte Gleichungen, mit denen er sich beschiiftigte. Auf dem einen Gebiete bestelit seine grosse Bedeutunig darin,2 dass er Bekanutes in neuer Form vortragend ein organisches Ganzes schuf, wo friiher, mindestens bei den Schriftstellern, die wir besitzen, nur zersplitterte Theile vorlagen. Auf dem anderen Gebiete, steilt er uns den Pfadfinder vor, der abgyesehen von einzelnen Vorgangern., die nur die Vorhalle des Gebiiudes betraten, zuerst unter den Griechen, so viel wir wissen, dureli das Labyrinth der verwickeltsten Zahienbedingungen mid Beziehungen sich hindurcbzuwinden weiss, sei es, dass er dabei nur dem eigenen Genius vertraute, sei es, dass ihmn hier wirklich aus der Fremde der Faden der Ariadne gereichit war, der ihin vor Jrrgiangen sicherte.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 438
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 20, 2025.
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