Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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22. Kapitel.

scheidung dieser Fragen, weiche eine grosse Wichtigkeit fur uns
nicht besitzen. Dass Jamblichus unzweifelhaft am Anafange des
IV. S. lebte,7 gentigt uns. Wie lange Jamblichus im IV. S. sefinw
Thditigkeit fortsetzte, ist uns ziemlich gleicligiltig.
Von den Werken des Jamblichus') kiimmern uns vorzugsweise
einige Buicher,2 welche zwar getrelint von einander herausgegebena
worden sind,7 aber urspriinglich emn einziges Werk von zehn Btichern
bildeten und den Gesammttitel: Sammiung der pythagoriiischen
Leliren, 1vvaYcoY' 'rc~v Z'vOayoQtx6ev 607pdr&,v, ftibrten. Das
I. Buch enthielt das Leben des Pythagoras, das II. eine Einleitung.in die Philosophie, das III. eine soiche ini die Mathematik, das
IV. Eriliuterungen zu Nikomachus, das V. Physikalisches, das VI.
Ethisches, das VII. theologisch-arithmetische Auseinandersetzizngeui,
das VIII. eine Musik, das IX. eine Geometrie, das X. eine Spliarik.
Die kleinere Haifte, des Werkes, das I., II., III., IV. Buch haben sich
erhalten 2), die andere HIilfte ist verloren gegangen. Der wesentliche
Inhalt des VII. Buches mag allerdings von einem sp~iteren tubekaunten Verfasser in die erhaltene Selirift Theologumena Arithmeticae
hineingearbeitet worden sein 3). Verloren ist auch emn Werk fiber
Chaldiiisches, aus dessen 28. Buche einae Notiz sich erhalten hat,
woraus auf den grossen Umfang des Werkes emn Schiuss gezogen
werden ka-nn. An ihm dfirfte die Geschichte der Wissensehafteni
ilberhaupt, der Mathematik insbesondere, viel eingebiisst haben, u-nd
jedenfalls reicht dessen einstmaliges Vorhandensein aus, die Glaubwtirdigkeit dessen, was Jamblichus, der sich somit erwiesenermassen
mit den chaldiiischen Ueberlieferung~en besehaiftigt hatte, fiber den
Ursprung mancher mathematischen Siitze in Babylon berichtet,
wesentlich Zn erhdhen. Die sonstigen vielen Schriftein, weiche Jamblichus mit Recht oder Unrecht beigelegt werden, weiche theils ganz
verloren, theils in Bruchstiicken vorhanden sind, haben ffir uins keine
weitere Bedeutung.
Von den zehn BUchern pythagor~ischer Lehren haben wir das IV.,
weiches schon rnebrfach von uns ausgebeutet worden ist, dem wir
z. B. das Epanthem des Thymaridas entnahmen, noch nach der
Richtung hit Zn prilen, was wohi in den Eriliuterungen zur Arithmetik des Nikomachus, die Uibrigens nichts weniger sind als emn fortlaufender Commentar zum Texte des zu erkliirenden Werkes, erwdhnens') Z eIIe r III, 2, 615, Aninerkung 2. ') Buch Ilist am besten von K ie s sling, Leipzig, 1815, Bach II von ebendemselben, Leipzig, 1813, herausgegeben,
Buch III ist bei Auns se d e V ill oi s on, Aneedota Uraeca Bd. II. Venedig, 1781
abgedruckt. Buch IV gab T ennulius heraus. Arnheim, 1668. I) Oisoloyo'Vfuiva i~g 4tpqit ed. Fr. As t. Leipzig, 1817.