Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

20 1. Xapitel. neuere Forsehung 1) hat auf Grundlage iagypti'seher Denkmaller selbst dem 5stlichen Ursprunge Sicherheit verliehen, hat erkannt, dass die Kultur jedenfalls in n~ordsiidlicher Richtung nilaufwalrts sich verbreitete, nicht umgekehrt. Die Rgyptisehe Sprache hadlt man gegenwartig fMr eine 4ltere Seliwester der semitischen Sprachen. Freilich muss die Trennung erfolgt sein, als beide in ihrer Entwickelung noch selir zurtick waren, und der seinitisehe Stamm muss als der fMr Sprachbildung beflihigtere angesehen werden. Das Ugyptisehe Reich wurde dureli XXX auf einander folgende IDynastien beherrscht. Der Griinder der T. Dynastie Mena, Menes der Griechen, wird auf das Jahr 4455 vor Christi Geburt etwa gesetzt, wobei allerdings nicht unbenmerkt bleiben darf, dass bei diesen aktesten Datirungen eine Unsicherheit von 100, auch von 200 Jahren als selbstverstandlich gilt und als Abweichung in den Angaben der versehiedenen Gelehrten, welehe sich daran versucht haben, kenntlich wird. Mena's Sohn T eta wird schon als Gelehrter, als Verfasser anatomischer.Schriften 2), genannt, und N e bka, griechisch T o sor thr os, der zweite KF~nig der III. Dynastie um 3800, trat in Teta's Fussstapfen und verfasste medizinische Abhandlungen, weiche 4 Jahrtausende nach seiner Regierung noch bekannt waren und Ihn mit dem griechisehen Gotte der Heilkunst, mit Askiepios, in eine Persi'nlichkeit vereinigen Hiessen 3). Die Ki-nige der IV. Dynastie, seit 3686 am Ruder, sind die bekannten Pyramidenbauer Ch u fu, C ha fra, M en ka ra. Schon in ihrer Zeit muss es Baumeister gegeben haben, deren Ausbildung nicht zu nntersehatzen ist. Wie in den altesten monumentalen Grabesrii'umen der Aegypter stets nach Osten zu eine Denksaule steht4), so0 sind insbesondere die Pyramiden so scharf orientirt, dass man unter den mannigfachen Vermuthunagen, welehe frflhere und spatere Schriftsteller fiber diese riesigen,K~5nigsgr'aber auszuspreeheni sich bemiissigat fanden, aueh derjenigen begegnet, die Pyramiden seien in der Absicht erbaut worden mittels ihrer Grundlinien die Himmelsrichtungen festzuhalten. Zufall ist es jedenfalls nicht gewesen7,wenn der Orientirungsgedanke damals bereits so genau. zur Ausfiihrung gebraclit wurde. Zufall mo-chten wir ebensowenig in dem Umstande erkennen, dass in fast alien alten Pyramiden der Winkel, weichen die Seitenwand der Pyramide mit der Grundfifche bildet, wenig oder gar nicht von 52'- abweieht5). Das setzt, wie gesagt, ausgebildete ') Maspero-Pietschmann S. 13 und 16. 2) Ebenda S. 64. 3 Ebenda S. 69. 4) Ebenda S. 60. 6) Ein mathematiselies Handhuch der alien Aegypter (Papyrus Rhind des British Museum), iibersetzt und erkifirt von A ug. E i s e n l oli r. Leipzig, 1877, S. 137. Wir citiren kiiuftig diese Hauptquelle fiir i4gyptische Mathematik als Eisenlohr, Papyrus.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 20
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 19, 2025.
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