Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Alexandria. Die Elemente des Euklid.24

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Elementarwerkes die Construction der sogenannten platonischen
K~rper hinstellte ').
Viel melir, als in diesen S'atzen ausgesprochen ist, wissen wir
niclit fiber die Lebensumst'dnde des Scliriftstellers, dessen Elemente
unmittelbar oder mittelbar 'die Grundlage der gesammten Geometrie
bis auf unsere Zeit geworden sind. Niclit eiumal das Vaterland des
Euklid steht fest, weun wir niclit der Angabe eines syrischen Bericliterstatters, des Abulpharagius, unbedingten Glaubein schenken
woilten, welcher ilin einen Tyrer nenut; das wird aber Niemand
mehr einfallen, seit nacligewiesen worden ist 2), dass jene gauze Nachriclit aus einer missverstandenen Stelle einer Schrift des ilypsikies
stammt, weiche, wie im 17. Kapitel auseinandergesetzt werden wird,
irrig~erweise Euklid zugewiesen wurde. Andere wollen Euklid in
Aegypten geboren sein lassen. Noch Andere, aber sicherlich mit
Unrecht, verweclisein urn mit Euklides von Megara, dem Zeitgenossen
Platons, welcher rund 100 Jahre frifiher lebte. Auffallend genug
findet sich dieser Jrrthum. schon bei einem Schriftsteller aus dem
Zeitalter des Tiberius, bei Valerius Maximus. Audi Geburts- und
Todesjahr des Euklid sind durchaus unbekannt, und nur die BlUthezeit 3) urn 300 etwa wird durch den ersten Ptolem'aer, unter weichen
sie, wie wir durch Prokius erfahren haben, gefallen sein soil, bezeugt. Von seinem Charakter hat sich bei Pappus eine h~5cht liebenswiirdige Schilderung erhalten. Er sei sanft und besoheiden, yoll
Wohiwollen gegen Jeden, der die Mathematik irgend zu fl~rdern im
Stande war, gewesen und habe absiclitlich an friiheren Leistungen
so wenig als m~glich geandert4). Pappus gibt auch ausdriicklich an,
dass Euklid in Alexandria gelebt habe.
Sdiriften des Euklid sind uns mehrfach erhalten. Das Hauptwerk bilden die Elemente, grotpra. Wir muissen annehmen, dass
es an Bedeutung alien frifiheren Elementarwerken weit tiberlegen war.
So schuldert es uns Proklus und die Best'atigaung des Urtheils liegt
in der Thatsache, dass alle Bitcher seiner Vorg'ainger in dem Kampfe
urn das Dasein unterge gangen sind, dass von Elementen, die dureli
einen Griechen nach Euklid verfasst worden wiiren, nirgends emn
Wort gesagt ist, dass vielmelir er aussehliesslich gemeint zu sein
scheint, wo griechische Schriftsteller spiiter von dem Elementenschreiber schlechtweg reden, ohue einen Namen zu nennen 5).
)Proklus (ed. Friedlein) 68. 2) Heiberg, Eukliclstudien S. 4. 8) FtYOV'
heisst es bei Prokius und dieses bedeutet hier siclierlich,,bliihte"l und nicht,,ward geboren". V[ergl. E. Ro hd e,r17yovE in den Biographica des Suidab"
Rheinisches Museum fuir Philologie XXXIII neuer Folge, 161-220 (1878).
4) Pappus VII, praefatio (ed. llultsch) 676 flgg. 51) So Archixned, De