Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Die Akademie. Aristoteles.22 225 In Platons Akademie entstand die Frage, ob eine Aufgabe;- weiche gesteilt war, iiberhaupt m~$glich sei, oh man nicht zuverliissig vergebliche Mfihe anwende, wenn man ihre Li~sung versuche. Dies e Frage musste gestellt werden, sobald die analytische Methode entstand, die, wie wir gleichfalls sahen, nicht an sich zu jedesmal rielitigen Ergebnissen fiffhrte, sondern erst einer Bestatfigung durcli die Synthesis bedurfte. Platon hat im Menon eine derartige Frage gestelit und beantwortet. Leon diirfte die Nothwendigkeit der Fragestellung emn fUr allernal dargethan und vielleicht den Kunstausdruck Diorismus eingefiihrt habhen, dessen lateinisehe Uebersetzung determinatio lautet. Ueber Ne okleides wissen wir den Worten des Mathematikerverzeichnisses nichts hinzuzufiigen. Hi~chstens k6nnen wir den Urnstand als besonders bemerkenswerth erachten, wonach er Leons Lehrer gewesen sei, dieser also nicht als aussehliesslicher Schiller Platons unmittelbar betrachtet werden darf.,,Eudoxus von Knidos urn wenig jflnger als Leon und emn Genosse der Schule Platons war der erste, weleher die Menge der Lehrs~itze fiberhaupt verrnehrte und zu den drei Proportionen noch drei hinzuffugte; er fifihrte auch weiter aus, was von Platon iiber den Schnitt begonnen worden war, wobei er sich der Analyse bediente." Eudoxus') lebte urn 408-355. Man weiss, dass er in Knidos geboren ist, dass er Schfiller des Archytas, in seinern 23. Lebensjahre auch wa-hrend zwei Monaten Schiller Platons in Athen war. Zur Zeit des K6nigs Nectanabis, weleher zwischen 390 und 380 regierte, verweilte Eudoxus emn Jahr und vier Monate in Aegypten, wo er mit Platon verkehrte, wie Strabon nach a-gyptischer Ueberlieferung uns erzilhlt. Urn 375 stiftete Eudoxus selbst eine Schule in Kyzikus, dem, heutigen Panorma am Marmarameere, karn er mit zahireichen Sch"Ilern nach Athen, wo er wieder mit Platon enge verkehrte. Dann aber kehrte er nach Knidos zurtick und starb dort irn Alter von 53 Jahren. Astronom, Georneter, Arzt, Gesetzgeber nennt ihn Diogenes Laertius, dern die wesentlichsten biographischen Angaben 2) ilber Eudoxus entstammen. Wir haben es hier nur mit dem Geometer zu thun und U)Ieber Eudoxus vergl. die bahnbrechende Abhandlung von L u d w. I d e 1 e r in den Abliandlungen der Berliner Akademie von 1828 (S. 189-212) und 1829 (S. 49-88). Dann hauptsichlich Schiaparelli, Ueber die homocentrischen Sphilren des Eudoxus, des Kallippus und des Aristoteles (Abhandlg. des lombard. Instituts von 1874, deutsch von W. Horn in dem Supplementheft zu Zeitschr. Math. Phys. Bd. XXII). Zwei Progranmmabhandlungen der Realschule Dinkelsbflhl fuir 1888 und 1890 von Hans Kiinsaberg geben eine ersch~pfende Uebersicht. 11) Diogenes Laertius VIII, 86-90. CANTOR, Geschichte der Mathematik I. 2. Aufl. 15

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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