Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Pythagoras und die Pythagoraer. Geometrie.16 167 wirksamste Verhiiltniss, und das ist das stetige, ist in den athenisehen Bauten ans den Jahren 450-430 aufs Sch6nste verwerthet'). Wir k~5nnen bei solcher Regelmiissigkeit des Auftretens nicht ail emn instinktives Zutreffen glauben, am wenigsten, weun wir des eben bertihfrten geistigen Zusainmenhanugs zwischen goidnem Schnitte, regelmiissigem FiUnfeeke und pythagoraischem Lehrsatze gedenken. Bevor~wir zu diesem letzteren uns wenden, miissen wir 2) noch einem langere Zeit viel verbreiteten Irrthume begegnen. Diogenes Laertius bericlitet:,,Unter den k~5rperlichen Gebilden, sagen die Pythagoriier, sei die Kugel, unter den ebenen der Kreis am Schi5nsten" 3). Man hat daraus entnlehmen wollen, Pythagoras oder doch seine Schule hadtten auch die Grundlage zn der Lehre von den lisoperimetrischen IRaumgebilden gelegt. Man ist dabei gewiss von der richtigen Deutung jenes Satzes abgewichena. Es sollte damit emn eigentlicher geometrischer Lehrsatz Uberhaupt nicht ausgesprochen werden. Nur die gleichm'aissige Rundung erhielt in den gemeldeten Worten das gebiflhrende Lob. Den gemeinsamen, ffir Arithmetik und Geometrie gleichmiissig bedeutsamen Schlussstein unserer Untersuchungen fiber Pythagoras und seine' Schule bildet nunmehr der nach dem Lehrer selbst benanante Satz vom rechtwinkligen Dreiecke. Nicht als ob wir in ihm auch den Schlussstein des von den Pythagoraern aufgefiihrtenl mathematischen Gebadudes vermutheten. Keineswegs. Wir haben vielmelir schon gesehen und werden noch weiter sehen, dass unter den schon besprochenen geometrischen Dingen einige nicht gut anders als in Folge des Satzes vom rechtwinkligen Dreieck aufgetreten sein k~'nnen. Die Beziehung des regelmassigen Fflnfecks zu diesem Satze ist erst erwAhut. Die Elementardreieckchen des Timdius dienen als Beweis, dass die Pythagor~ier denjenigen sonderbaren rechtwinkligen Dreiecken ihre Aufmerksamkeit zuwandten, weiche in dieser physikalischgeometrischen Eigenschaft Verwerthung fanden. Das war einmal dasjenige Dreieck, dessen beide Katheten je eine Lingeneinheit als Maass besitzen, das war zweitens dasjenige, dessen Hypotenuse doppelt so gross ist, als die kleinere Kathete, so dass also 1 und 2 die Maasse dieser beiden Seiten bezeicirnen. Wir haben uns (S. 142) schon dartiber ausgesprochen, dass wir ffir den Satz vom rechtwinkligen Dreieck Pythagoras selbst als den 1)VergI. Zeising's versehiedene Schriften, fiber welclie mit fuir den mnatheinatischen Leser genfigender Ausfifihrlichkeit S. Giinth er in der Zeitschr. Math. Phys. XXI, histor-.literar. Abthlg. S. 157 — 165 bericlitet hat. 2) Auci hier ritirt die richtige Ansicht von Bretschneider S. 89-90 her. 3) Diogenes Laertius VIII, 19.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Page 151
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 24, 2025.
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