Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

P~ythagoras und die Pythagorlier. Geornetrie.16 163 ausgesprochen 1). Wir haben eine Wahl zwischen, beiden Meinungen hier nidlit zu treffen. Jedenfalls tibernalim Tim iu s v on L ok ri aus der einen oder anderen Quelle die Lelire, wie der nach ilim benannte platonische Dialog erkeinnen lasst. Timiius erliutert die Entstehung der Welt, setzt das Vorhandensein der vier Grundstoffe, auseinander, gibt denselben besondere Gestalten'2). Das Feuer trete als Tetraeder auf, die Luft bestehe aus Oktaedern,7 das Wasser aus Ikosaedern, die Erde aus Wiirfeln, und da nocl eine fiinfte Gestaltuing m6g~lich war, so babe Gott diese, das Pentagondodekaeder benutzt, urn als Umriss des WelIgauzen zu dienen 3). Diese fiUnf K~rper heissen. dern entsprechend kosmisclie Ki~rper als zum Kosmos in notliwendiger Beziehung stehend. Die Gesehidlite der Mathematik entnimmt den atomistischen Versuchen jener 'ailtesten Lebren dieser Art die wiehtige Walirheit, dass Timiius die fflnf regelmiissigen Kdrper kannte Ob er ahnte, dass es wirklich keinen sedlisten regelmUdssigen K~5rper gebe, ob er ohne auch nur die Frage nach einem solehen zu erheben sich mit Verwerthung der nun einmal bekannten Th~rperformen begnllgte, wissen wir niclit. Wahrsdheinlicher diiucht uns das letztere, und nun gar einen Beweis der Unm'o'glielkeit eines sedlisten regelmiissige-n Kb~rpers, in so frfther Zeit anzunehmen, wiirden wir auf's Entsehiedenste ablehinen miissen. Dagegen hat es keine Schwierigkeit diejenigen Kenntnisse, welche wir als Timitus gelilufig bezeichneten, d. h. die Gestalt der fiiuf regelmnissigen Ki5rper bis in jene Zeit, audi wohll dart-ber hinaus zu verfolgen4). K6rper wie der Wflrfel, das Tetraeder, welehes nichts anderes als eine Pyramide mit dreieckiger Grundfl~iaehe, das Oetaeder, welches ei-ne Doppelpyramide mit quadratiseher Grundflieche ist, muissen nocl weit tiber das Zeitalter des Pythagoras zurilek sieh als den Aegyptern bekannt vermutlen lassen. Wer bei ihnen Jalire lang verweilte, ja wer nur kurze Zeit die Baudenkm'a'ler ilires Laudes in Augensehein. niabm, dem ist die Keanutniss auch jener Kibrper mit Nothwendigkeit zuzuspreehen, und dass die Pythagoriaier kein Bedenken trugen, was ihr Lehirer wusste, als seine Erfindung zu vereliren, wurde schon erwih-nt. Auch das Ikosaeder und nicht minder das Dodekaeder muss wohl oder i-bel den Pythagora-ern bekannt gewesen. sein. Soust k~nnte 1) Vergl. Chaignet II, 164 flgg. 2) Vergt. Th. 1H. Mart~in, Etudes sur le Tinme de Platon I, 145 flgg. und II, 234-250. 8) Zeller 1, 350, Anmerkung 1 nimint an, das Dodekaeder sei nicht die Gestalt des Weltganzen, sondern des Aetheratoms, d. h. des kleinsten Theiles der das Weltganze umngebenden 5ausseren Schiehten. 4) IDas hier Folgende wesentlich nach Bretschneider S. 86 und 88.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 163
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 16, 2025.
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