Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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6. Kapitel.

aus kein Grund vorliegt einen Zweifel zu begen, oh gleiclizeitig mit
der Herstellung der salaminiscben Tafel umA iihnlicher Tiscbe audh
die pythagordiscbe Benutzung des Sandbrettes zum Rechnen in Uebung
gewesen sei. Das Rechnen selbst bescbrankte sich anfangs gewiss
auf die einfachsten Grundverfahren des Zusammenz'ahlens und Abziehens. Emn matbematiscbes Rechnen kam erst in Frage, als eine
wirkliche Matbernatik in Griehebenland sich gebildet batte, und wird
erst in jener Zeit von uns bebandelt werden dizrfen.
Das mathematiscbe Denken war in Griechenland vorzugsweise emn
geometriscbes. Per Geometrie gebi~ren aueb die Aniifnge der Mathemnatik an, zu welchen wir uns jetzt wenden.
5. Kapitel.
Tliales und die ailteste griecihisele Geometrie.
Ein gelelirter Phulosoph des V. S. Prokius Diadoebus hat tins
emn ungemein werthvolles IBrucbsttick eines illteren Schriftstellers aufbewabrt, welehes uns emn Buld der 'iiltesten griechisehen Mathematik
in Jonien, in Unteritalien und in Athen den Umrissen nach erkennen
lIiasst. Es stamint nach Proklus Aussage von denen her,,,die die Gesebiclite geselirieben baben", und man ist ailgemein darin einig bier
emn Fragment des E udemus, oder wenaigstens einen Auszug aus
dessen historisch-'geometrischen Sebriften zu erkennen 1). Wir werden
dasselbe hbaiufig zu nennen baben und ihm zu diesem Zwecke den
seinem Inbalte wohi am meisten entsprechenden Namen d es alt en
Mathematikerverzeicbnisses beilegen. Obronologiseb theilt es
nns namlieb nach kurzer Einleitung die Namen derjenigen Manner
mit, die nach der Meinung des Verfassers die Entwieklung der Matbematik vorzugsweise gef~drdert haben. Obronologiscb, wvie wir sie
braucben, werden wir die einzelnen Satze abdrucken. Sie bilden gewissermassen die Uebersebrift einzelner Paragraphen', in welebe wir
unterzubringen baben werden, was in Bezug auf die einzelnen Person') Diese Stelle ist abgedruckt in Procli Diadochi in primurn IEuclidis dceutentorum librurn commcntarii (ed. Prie dliem). Leipzig, 1873, pag. 64 lin.
16-68 lin. 6. Der Urtext mit gegenfibei-stehender deutscher Uebersetzung bei
lBretsehneider, Die Geomnetrie und die Geometer vor Euklides. Leipzig, 1870,
S. 27-30. Wir citiren. dieses Werk kiinftig kurz ala Bretschneicler. Wir bedienen uns, der Jlauptsache nach der dort mitgetheilten Uebersetzung, von der
wir nur in wenigen Punkten, wo wir B's Auffassung nicht theilen k~innen, uns
entfernen.