Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

V 1 12 4. Kapitel. hat versucht aus Jnchriftsanfaingen eine Reihenfolge iigyptiseher Buchstaben herzustellen, aber wenn seinem Versuche mehr als blosse Vermuthung zu Grunde liegt, so war diese ailgyptische Anordnung sicherlich eine andere, als die der Ph~5nikier und derjenigen VO-lker, die mit ihuen emn Alphabet besassen. Ph~5nikische Buchstaben in der spieren Ordnung scheinen bereits auf Thontafein ans der Bibliothek des Assurb anipal (668-625) in Ninive vorzukommen. Bei den llebriiern ist die Ordnung ffir die Zeiten, in weichen verschiedene Psalmen') gedichtet wurden, festgesichert, deun wenn auch nur eine nach unseren Begriffen zweeklose Spielerei mit Schwierigkeiten, Zufall kaun es doch nicht sein, dass die Verse dieser Lieder der Reihe nach mit den Buchstaben des Alphabets beginnen, darin eine, entfernte Aehnliehkeit mit der ersten Yerwendung des griechischen Alphabets zur Nummerirung der homerisehen Gesiinge bietend, auf weiche wir oben anspielten. iNoch ei-ne andere Sicherung der Reihenfolge des hebriiischen Alphabets gibt das sogen. A th bas ch, weiches sicherlich der babylo-nisehen Gefangenschaft angehidrt 2). Es besteht darin, dass die 22 Buclistaben in zwei Reihen geordnet i-ber einander stehen, der letzte Buclistabe ri fiber dem ersten t~, der vorletzte Ir fiber dem zweiten = u. s. w. Diese vier Buchstaben je zwei und zwei zusammengelesen lauten eben Athbasch. Der Zweck dieser Anordnung war eine Geheinischrift zu liefern, indem jedesmal statt eines eigentlich anzuse~hreibenden Buchstabens, der urn Athbasch fiber beziehungsweise tinter ihm stehende, gesetzt, wurde. Jedenfalls musste also damals auch schon die gewo-hnliche Ordiutig der ujimlichen Buchstaben erfunden sein. Wir sagen,erfunden", denn bei der vollendeten Principlosigkeit der Anordnutng ist von einem inaneren Gesetze derselben, weiches nur entdeckt zu werden brauclite, gewiss keine Rede. War die Buchstabenfolge eine willkiirliche, eiue vielleicht erst nachtriaglich eingefifihrte, nachdem die Buchstaben als solehe bereits bestanden, so ist vermuthlich wiedere~in besonderer Akt der Erfindung nothwendig gewesen, urn die geordneten Buebstaben mit Zahlenwerthen zu versehen. Zwei Thatsachen stimnmen namentlich zu dieser Vermuthung. Die eine, dass auf keiner der zahlreichen ph'Onikischen oder punischen Inschriften, auf keiner Papyrushandschrift sich eine Spur einer aiphabetischen Zifferrechnung gefunden hat3); die andere, das noth')Psalm 111, 112, 119, auch die Kiagelieder des Jeremnias fangen in aufeinander folgenden Versen mit den aufeinander folgenden Buclistaben des Alphabets an. 21) Herzog' s Realencyklop~die fuir protestantische Theologie und Kirche VII,1 205 und XIV, 17. 8) Diese Thatsache ist Mfr Mathemnatiker zuerst bei Hank e 1 S. 34 hervorgehoben und dainit ein lange Zeit fortgeschleppter Irrthum beseitigt.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Page 112
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 20, 2025.
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