Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Die Griechen. Zahlzeichen. Fingerrechnen. Reehenbrett. 11 ill I\Iethoden aus, beide zuverl'a'ssig nicht vor der sogenannten ionischen Selirift auftretend, deren sie sich bedienen,7 somit nicht vor 500. N'heres bringen wir weiter unten. Die eine dieser Methoden benutzt die 24 Buclistaben des ionischen Alphabets urn die Zahien 1 bis 24 dadureli auszudriicken. Nach ihr wurden die zehn Phylai der athenischen Richter mit fortlaufender Nummer versehen. Nach ilir gaben spiiter die Alexandri-ner den Gesiaingen des Homer ibre Ordnungszahlen. Diese Methode so wenig wie die zweite Methode, weiche wir dahin kurz erkliiren ki~nnen, dass den einzelnen Buchstaben miter einander versehiedene aber in der natiirlichen Zahienreihe nicht immei~ unmittelbar sondern sprnngweise auf ein~ander folgende Werthe beigelegt werden, geh~6rt den Griechen alleiii an. Wir muiissen ihre Spuren auch anderwairts verfolgen mid zu diesem Zwecke einschaltend von phi~nikischer, syrischer, hebr~iischer Zahienbezeichnung reden. Das eigentliche llandelsvolk der alten Welt waren die Pho~nikier, vielleicht die Fenchu ilgyptischer Schriften. Sie durchfurchten als kiihne Seefahrer u-nd Seerauber von ihren dicht an der KtIste gegr-andeten Stdidten aus das Mittelmeer, weiches ihuen Yerkehrsstrasse und Jagdgebiet war, fiberall Beziehuigen unterhaltend, fuir weiche Zahlenbekanntschaft unentbehrlich war. Dieselben Pho5nikier werden als Erfinder der eigentlichen reinen Buchstabenschrift geruihmt. Sie gingen mit dieser Erfindung weit hinaus fiber die Silben darstellenden Zeichen der Keilschrift wie auch fiber die Hieroglyphen, miter weichen eiue Einheit der Bedeutuig nicht herrschte, da unter ihnen wirkiehe Buchstaben mit Silbenzeichen, mit Wortzeichen, ja mit soichen Zeichen wechselten, die seib st gar nicht ausgesprochen wurden, sondern als sogenanute Determinative die Aussprache anderer daneben geschriebener Zeichen regelten. Die ph~nikisehen Buchstaben, 22 an der Zahi,7 sind aus hieratischen Zeichen der Aegypter, also urspriinglich aus ilieroglyphenbilderni entstanden. In dieser Annahme sind alle Sachkundige einig, hbchstens dass Einer den Durchgang durch hieratisehe Zeichen in Abrede stellend die phdOnikischen Buchstaben unmnittelbar aus Hieroglyphen ableiten m~5chte. War nun diese Besc~hrii'nkung auf einfachste Lautelemente in so geringer Anzahl Schon emn ganz gewaltiger Schritt, so war es eine zweitoe wissenschaftliche That, wie maia wohi sagen darf, den Buchstaben 'eine bestimmte Reihenfolge zu. geben, aus ihnena emn Alphabet zu bilden. Die Aegypter sc-heinen allerdings auch hierin emn Vorbild gewesen zu sein'). Mariette 1)Ffr das Folgende vergI. insbesondere F. L enormant, Essai sur la pro22agation de l'alphabet phe'nicien. Paris, 1872. 1, 101 figg.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 111
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0001.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 21, 2025.
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