Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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7.9. Kapitel.

mebr begegnen wird, begierigr, nocli vor der eigentlichen Ver~iffentlichung die nonue Lehre voII der LichtbrechnLng kennen zu lernen,
versehaffte sich von Mersennle das Exemplar, weiches Descartes zum
Zwecke der Erwerbung eines franz~isischen Privilegiums diesem anvertraut hatte 1) und. weiches die ganze Dioptrik enthielt, und schickite es
anl Fermat zum Lese-n. Dieses erfuhir Mersenne und sehrieb null seinerseits anl Fermat, Descartes liege den Wunseli, Alle, denen er sein Buclh
als Geschenk zuschicke, m~ichten ihm ihre Benierkungen dartiber znkommen lassen, und. wenn or, Fermat, die Dioptrik auch niclit auf diesem
unmittelbaren Wege erhalten babe, so werde er doch ogewiss gleichfalls
den Wunsch des Verfassers erfijilen. Die Absicbt war, dass nicht scion
vor denm Erscheinen der Dioptrik Bemuingelnngen lant wiirden, und.
diese Absicit, wurde erreicht. Fermat schickte kritische Bemerkungen
in erheblicher Anzahl emn, aber wenn auch der Geschielite der Physik
die eigentliche Aufgabe zufijilt, diejenigen Streitigkeiten zu schuldern,
weiche jetzt schon fiber die Dioptrik zwischen Fermiat und Descartes
entstanden, wir dfirfen nicht verselhweigen, dass Fermat weniggstens
anfangs im Unreclit war, und dass man es Descartes kanm vertibein
kanna, wenn er am 18. Januar 1638 Mersenne anftrng, Fermat zn
sagen, er nidge ilim fernerhin niclit so unverdante Dinge vorlegein.
Damals war aber Descartes gerade in Besitz der Abblandlung
fiber Maxima und Minima gelangt, und, wie es im. Leben so hiiuffig
vorkomnit, er liess sich dieser Abhandlnng gegenBfiber den gleichen Feller in erh~ihtem Grade zn
Schulden kommen, den Fermat gegen seine Dioptrik
begangen hatte. Bei der Dioptrik handelte es sich
immerhin nm Theorien, weiche Natnrerscheinn-ngen
zu erkliren bestimmt waren, nnd fiber soilich
AS ~~Versuche war und ist Meinungsverschiedenheit unvermeidlich. Bei der Lehre von den gr~issten und
~~-u — ~ kleinsten Werthen handelt es sich um eine matheImatische Anfgabe, die gelist oder nichit gelist,
I' ~~~richtig oder unriclitig aufgefasst, verstanden oder
Fig 172. naissverstanden werden mnsste, wenn es dartiber
zum Zwiste kommen solite. Descartes verstand
weder die Aufgabe, noch Fermat's geistreiche Anfldsung derselben 2).
Die Tangentenanfgabe, meinte or, sei immer eine Maximalanfgabe,
denn (Figrur 172) die Beriihrnngslinie EB an eine Curve sei die langste
Gerade, welche von E ans an die Curve gezogen werden k6nne. Mail
')Tannery im Budletit Darboux XXVJIT, 62. 2) Mont~ cia ii
1~3J-140 stellte sich in dieser Frage schon ga-nz richtig auf Format's Seite.