Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

812 7 7. Kapitel.. metrischen 1nhalt uns wenden. Er besteht, urn ihn mit einem. heute allgemein verst~indlichen Namen zu kennzeichnen, aus der an aly - tischen Geometrie der Ebene mit einemn fast verstohien geausserten Gedanken einer analytisehen Geometrie des Raumes. Eine Schaar von unter einander parallelen Geraden wird gedacht, welche auf einer zu ilir senkrechten Geraden gewisse Strecken von einem angenommenen Anfangspunkte aus abschneidet. Endpunkte der Parallelen liegen dann in irgend einer Curve, und wenn zwischen den Streeken der geschnittenen Geraden und der durch sie und die Curve begrenzten Lange der Parallelena eine von Punkt zu Punkt der Curve sich -nicht iindernde Gleichung besteht, so heisst diese die Gleichung der Curve. Die Parallelen selbst heissen omnes ordinatirn applicatae'), woraus die Namen Ordinaten und Applieaten entstanden, welehe von nun an der analytisehen Geometrie angehbtren sollten. Erfunden hat Descartes diese Namen nieht. Lineae ordinatac biessen irgend weiche Parallellinien schon bei den r bimi - schen Feidmessern (Bd. I, S. 515) und audi die Wortverbindung ordinatim ap~plicata ist in einem, 1615 herausgegebenen Werke Kepler' s gebrauclit2). Von einer Begriffsbestimmung der analytisehen Geometrie von der Art, wie sie hier ausgesprochen worden ist, nimmt Descartes allerdings so wenig semnen Ausgangspunkt, dass sie sich sogar nirgend bei urn ausdriicklich ausgesprochen vorfindet; man muss sie da und dort aus seinem Verfabren herauslesen. Sein Gedankengang ist vielrnehr folgender: Das I. Buch beginnt mit der Behauptung, jede geometrisehe Aufgabe laufe darauf hinaus, eine Auzahl von Strecken zu. kennen. Eine solche, an sich beliebig, muss dabei als Einheit augenommen werden3). Buclistaben, welche alsdaun ffur einzelue Strecken gewiihlt werden, kbtnnen in Ausdriicken in gleichen Dimensionen, aequemultis sen~per dimensionibus, vorkomme-n, aber -nothwendig ist es niclit, weil die Einheit immer zur Erkilirung zur Verfilgung steht, ubiquc subintellegi potest, wo sich zu viele oder zu wenige Dimensionen findeni. Ist z. B. aus a' b2 - b die Kubikwurzel zu ziehen, so muss man sich denken, a 2b2 sei einmal dureli die Einheit dividirt, b zweimal mnit derselben multiplicirt4) Mittels der ffur die Streeken eingesetzten Buchstaben, seien es Stellvertreter bekannter oder unbekanuter Werthe, sind nach den Bedingungen der Aufgabe Gleichungen berzustellen, D ) Ds ca r tes, Geom. 1, 38 und hilufiger. 2) K epl1e r, Opera (ed. Fri s ch) IV, 598: Sit a tactu B ad diametrum ordinatirn applicatar B A. 3) Des carte s, Georn. I, 1: quae vocetwr un'itas uit eo commodlius ad numeros referatur, quarnque comtmuniter pr libitu assurnere licet. 4) Ebenda I, 3.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 803
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 23, 2025.
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