Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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43. Kapitel.

welehe die Universit~it in den zweiten Rihag zurflekstiess. Satz-ungen
der pa riser Universitiit aus dem, Jahre 1215 schreiben ausdrficklich
vor 1), dass die Professoren die Bficher des Aristoteles fiber die
iiitere wie fiber die jiungere Dialektik in den Schuistunden ordentlich
and nicht bloss cursorisch lesen soiltenl. Ordentlich soilten sie anti
lesen die beiden Bfileler des Priscian oder wenigstens cunes derselben.
An Feier- und Ferienitagen (in festivis diebus) solic nicht gelesen
werden, li~chstens philosophische Schriften, 1Reden, Seiriften fiber
das Qutadriviumu, fiber Barbarismen, fiber Ethik, wenn man Lust
dazu htat, and das vierte lBuch der Topik. Die Bficher des Aristoteles fiber Metaphysik find Naturwissensehaften aber dfirfen gar nicht
gelesen werden. Das hier ausgesprochene, Yerbot einigcr Schriften
(les Aristoteles ist nur enneuert aus einemn Erlasse von 1210 und
cine abermalige Bestilitigung erfolgte 1231 ffir Paris. An anderen
Orten war man duldsanmer. In Toulouse war es seit 1233 gestattet
6iffentlich anzuakfndigen, dass auch die in Paris u-ntersagten Bficher
des Aristoteles gelesen werden wfirden. In Paris selbst aber trateii
1254 die ehemnals verbotenen Seliriften in den Rahmnen des regeliniissigen Studienlpianes em 2). Aueh in diesem. letzteren erweiterten
Studienplaane, der uins uebst der Stundenizalil, weiche auf jede ordentliche Vorlesnug zu verwenden ist, genan erhalten ist 3), ist von Vorlesungen' fiber Gegenstiiude des Quadriviuuu keine Rede. Sic waren
iiicht verboten, sic waren aber ebensowenig geboten. Sic konuteni
niach wie vor inl der Fenienzeit der Universit~t Behandlung findenl,
Ads Lelirgegenstiinde untcrgcordneter Bedeutung. Darnit stimrnt yollst-Indig die Kiage Roger Bacon's aus der Mitte des XIII. Jahrhtunderts fibcreuu'), die, pariser Universitdt kfimrncr sich niclit uirn
fiinf Wisscnszwcige, weiche doch vortrefflich und der (4ottesgelehrsa-cmkeit nahe verwandt seien, um, fremnde Sprachen, Mathematik,
P'ers~pective, Moraiwissenscihaft und Alclhymie. Und trotzdem ist es
eiue Thatsache, dass, von mnathemnatischen Studien in Paris seit den
Mitte des XII. Jahrlhunderts wiederholt die Rede ist, dass z. B. ill
jeier Zeit Johanues von Salisbury als seine Lehrer in Paris iil
Gegellstiinden des Quadriviums 5) eunen sonst unbekannten Hardecivinus Treutonicus uind fenner Richardus Episcopus nenilt,
wveicher letztere 1182 walirseheunuich als Archidiacon in Constanz
starb. Es ist ceie Thatsache, dass in der Grabschrift des 1199 i
1) Sut erI NOi Mathemnatik auf den Universitaitcn des, Mitteiaiters S. 24 nut
Berufuing auif Bu 1t a en, Ilistoria Universitatis Patrisiensis ill, 82. 2)G. K a u fmann, t'eschichte der deutschcn Universitatenis I 94-95. 3) Bulacus, 1. c
111 -)8o ' Opus minuis des Bacon, erw,,thnt bci Suter 1. c. S. 18. 6)Suter
I. e. S. 18: inawdita qaaedctn ad quadrivium pertinentia.