Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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7 1. Kapitel.

zeigte, wie nahe er dern Gedankengange des Apollonius gekcommen
war. Viviani hatte tibrigens schon 1645 eine andere Wiederherstellung unternommen, die der fuif BUcher kirperlicher Oerter des
Arist-Rus des Aelteren 1). Audi sie ist imi Drucke erschienen, aber
erst im Jahre 1701.
71. Kapitel.
Geonietrie.
Wenn wir der Gewohnheit des vorigen Abschnittes treu bleibend
an die Forseher jiber die geschiehtliche Entwickelung der Matheinatik
die ilerausgeber alter Mathematiker anreihten, so behalten wir nicht
ininder den eiumal eingeschlagenen Gedankengaiig bei, indem. wir die
eigentlichen G e o me ter folgen lassen.
Wir diirfen hier im Vorilbergehen einer Wiirfelverdoppelung
gedenken, weiche, ohne als vollstiindig gelten zn wollen, fMr praktisehe Zwecke durchans, ausreiclit. Sie ist 1604 von Villalpandus
in einem Commentare zum. Propheten Ezechiel verb5ffentlicht worden,
riihrt aber von Christoph Grienberger her, der, ohne genannt zu
sein, mathematiseher Mitarbeiter an jenem Cominentare war. So meldet
wenigstens Claude Richard in seiner Enklidausgabe, und als Zeitund Ordensgaenosse des Villalpandus sowie Grienberger's ist er hierin
durchaus glaubwtirdi g2). Grienberger (1561-1636) aus Tyrol ist
anch in der Geschichte der Kartographie rillmend zu nennen 3).
Genaner verweilen werden wir bei einem. Manne, der freilich auf
anderen Gebieten viel Ilervorragenderes geleistet hat: Jo han nes K epler 4), geboren 1571 in Weil der Stadt in Wiirttemberg, gestorben
1630 in Regensbnrg. Graz, Prag, Linz sind die Orte gewesen, wo
seine der Mathematik angeho5renden Schriften verfasst wurden. In
Graz ist die Erstlingsschrift XJysterium cosmographicumn (1596) entstanden, nnd ihr geho5rt eine erste hier 'zu erwahnende Stelle an 5),
in weleher emn Sternvierzigeck gezeichnet ist. Wir haben wiederholt
von Steruvielecken zu reden gehabt, aber emn solches mit so viel
Ecken ist uns noch nirgend begegnet. Darin liige an sich indesseu
kein netter Gedanke, hdchstens w~ire die Kilinheit des Zeichners an1)Montucla II, 93. 2) Ambr. Sturm, Das Delische Problem, S. 122
-124. S). Giunther, Zeitschr. f. math. u. naturw. Unterricht XXJIIT, 523
(1892). 4) Allgemeine deutsche Biographie XV, 603-624. Artikel ven
Gifin t her. 3) G iin1th er, Vermiselite Untersuchungen zur Geschichte der
mathemnatischen Wissenschaften, S. 25-39.