Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

67. Kapitel. einzigen Schwierigkeit aus demi Wege gegaiigen. Er hat vielfach eigene Erhiuterungsversuehe mit GIlck gewagt. Nur wenige Einzelheiten wollen wir hervorheben. Ob wir gleich das Erste, welehes wir erwiihnen, die Benutzinig des Wortes fluere bei der Beschreihung der Entstehung 1) von Linien und Oberfl~iehen mittels fliessender Punkte und Linien Clavius zuselireiben diirfen, ist bei der grossen Aehnlichkeit seiner Ausdrucksweise mit der von Petrus Philomeni von Dacien (S. 91) gebraucliten fast zweifelhaft. Die Parallelentheorie sucht ClaviuS 2) auf folgenide beide S~itze zu stiitzen: 1. Eiine Linie, deren einzelne Punkte gleich weit von einer derselbeii Ebene mit ihr angeh~renden Geraden abstehen, ist gerade. 2. Wenn eine Gerade langs einer anderen Geraden so hingeschoben wird, dass beide fortwilhrend einen rechten Winkel mit einander bilden, so besehreibt auch der andere Endpunkt der versehobenen Geraden eine Gerade. Bei Clavius 3) dfirfte als einem der Ersten die jetzt wobl allgemein angenommene Ansieht ausgesprochen sein, dass die Entstehung des pythagoraeisches Lehrsatzes eine zahlentheoretische von der Gleichung 3 2 + 42 - 52 aus war, und dass erst ill zweiter Linie die Verallgemeinerung desselben auf jedes rechtwinklige Dreieck stattfand. Der Irrthum, dass Euklid von Megara Verfasser der Elemente gewesen sei, wird von Clavius endgiltig abgethan, wdhrend, wie wir noch sehen werden, der andere Irrthum, als wenn nur die Lehrs~ize von Euklid, die Beweise dagegen von Theon herrifihrten, bereits 1559 durch B ut eo beseitigt war. Unter den Prolegomena genannten Vorbemerkungen findet sich emn Absch-nitt fiber die Persbnliehkeit des Enklid, und in diesem ist ausdrficklich des Gegensatzes gedaeht, weicher zwisehen den Bericbten des Proklos und des Yalerius Maximus obwaltet, und ist die Entseheidung im Sinne des Proklos getroffen: unser Euklid, der so scharfsinnige Geometer, ist emn durchaus Anderer als der Philosoph von Megara 4). Davon, dass Euklid die Beweise nielit selbst verfasst haben sollte, ist bei Clavius nur so weit die, Rede, als er es durchaus verwirft 5). Dagegen ist nach den Axiomen und unmittelbar vor dem Satze I, 1 ausdrticklieh gesagt 6), es seien Untersehiede zwischen der theonisehen Ueberlieferung, traditio Ticmiis, und der von Campanus befolgtein arabischen Ueberlieferung, ordo queni) Ganipanus ex tradlitione Arabumn est secutus, vorhanden, weiche maii ')Euclidis Elernenta ed. Clavius. Kbl1n 1591 (Ill. ed.) pag. 2 und pagr. 3. 2) Ebenda pag. 50-51. Vergri. Stilckel und Engel, Die Theorie der Parallellinien von Euklid his auf Gauss (Leipzig 1895) S. 17-18. 3) ClaViU5I I C pag. 85. 4) -Itaque Eyuclides neister, Geometra acutissimus, ab jill MQ1mWco Philosopho longe (dius est. Clavius 1. c. II, pag. 191. 6)bEbenda 1, pag. 19.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 24, 2025.
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