Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

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63. Kapitel.

abschw'dehenden Worte orbium caelestium bei, unterdrtiekte eine Eiiileitung des Verfassers und ersetzte sie, dureli die nnglickselige Vorr e d e welehe mit der Acusser-ung, es sei nicht erforderlich, dass
Ilypothesen fiber astronomische Dinge wahr oder auch nur wahrscheinlich seien, es reiche schon allein hin, dass sie eine mit den
Beobaclitungen tibereinstimmende echnung ergeben, weiche mit
dieser Aeusserung, sagen wir, die allerdings kein eswegs beabsiclitigte,
Veranlassung zn spkierer Ketzerrichterei gegen das Werk und seine
Verehrer gab.
Damit gewinnen wir selbst aber den Uebergang zn dem Verfasser des nnsterblichen Werkes, welehen die Geschichte der Mathematik stolz ist nennen zn dtirfen, wenn. sie auci niclit gleich der
Gesehiebte der Sternkunde einen neuen Absehnitt mit ihm zu beginnen hat. Nicolaus Koppernigk 1), wie die walirseheinlicliste,
Rechtschreibung des Namens lantet, ist in Thorn am 19. Februar
1473 geboren, in Frauenburg am 24. Mai 11543 gestorben. Er stitdinte 1491-1494 in Krakan, 1496-1500 in Bologna. W~ihrend
dieses Anfenthaltes wurde er 11497 zuni Franenburger Domherr er
wiihlt. Audi in Rom verweilte der junge Domherr noch fiber emn
Jahr, bevor er 1501 auf knrze Zeit nach Hanse reiste. Nach Juli
1501 setzte er medicinische und juristische Studien in Italien, zun~ichst
in Padna fort. Den juristisehen Doctortitel erwarb er den 31. Mai
1503 in Ferrara. Zwischeu 11505 nnd 1506 war die endgiiltige Rhickkehr in die Heimath. Die versehiedensten Gesch~ifte erfililten dort
sein Leben, nnd dazwischen arbeitete er seit 1506 nnabliissig an denm
grossen Werke, das emn nenes Weltsystem begriinden soilte. Gegen.
11530 war es vollendet. Etwa drei Jalbre spliter verfasste Koppernikus
eine Seibstanzeige, die erst 1878 ans einer Wiener Handschrift zur
Veroiffentlichung gelangte. Die erste gedrnckte Nachricht von deni
koppernikanischen Werke gab die Narratio prima (le libris revolattlonurn von 1539 aus der Feder eines Schlllers, Ge org Joachim vonl
Lauchen, von weichem gleich nach Koppernikns die Rede soill
wird. Eben dieser brachte 1541 das drnckreife Manuscript der,,Revolutionen" nach Niirnberg und iiberwachte den Satz der erstein
Bogen, dann reiste er ab, nnd Sch6ner nud Osiander iibernahmen,7
wie wir wissen, die Besorgung. Der Drnck dauerte bis 1543, uind
die Sage will, das erste fertige Exemplar sei dem Verfasser auf dewi
') Nicolaus Coppernicus von Leopold Prowe. BdT. I: Das Leben. 'd I
Urkunden (Berlin 1883-1884). B3d. TIT: Die Lehre, ist in Folge des Todes de5
Vferfassers leider unvollendet geblieben. Die beste Ausgabe des Werkes J)e
revolutioni bus orbiurn caelestium ist die sogenannte Jubilluiunsausgabe (Thorn
1873), ins Deutsche tCibersetzt von Menzzer (Thorn 1879).