Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Deutsche Rechenmeister und Cossisten ausserhaib der Universitaten. 417

fur Scheitellinie. Eine eigenthiimliche AbbildUngvyersinnalicht die drei
raumlichen Abmessungen an einem. unbekleideten von drei Spiessen
durchbohrten Men schen durcli Beisetzungr der W~3rter oben und -unten
(Lidnge), rechts und links (Breite), vorn und hinten (Tiefe) an die
Spiesse selbst. Nun folgt der zweite der praktischena Geornetrie vorbehaltene Tractat. An eine kurze M~aasstabelle sehliesst sich die
Besehreibung eines Winkelinstrumentes nach Art des Astrolabiums
und die Vorselirift, wie man es zu, Thhenmessungen zu benutzen
habe, nilimlich urn iihnliche Dreieeke herzustellen, auf deren Berechnung Alles hinanslaufe. Als zweites wiclitiges iMesswerkzeug wird
der Jacobsstab genannt und gesehildert. Nun komrnt die eigentliehe
rechnende Geometrie, beginnend mit Kreismessungen unter Anwen
dung von z 0 =.BidrFihnesuggrdiie iue
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ist die Abhangigkeit von Schriften r6miseher Agrimensoren noch viel
deutlicher wahr-nehmbar, als an den vorher erwiihnten Merkmalen.
Der Durelimesser des Innenkreises eines reelitwinkligen Dreiecks wird
gefunden als Rest der urn die Hypotenuse verminderten Summe der
beiden Katheten; die lidhe eines mittels seiner drei Seiten gegebenen
Dreieeks wird unter Beiziehung des pythagor~iischen Lehrsatzes berechnet, und auch der Absehnitt auf der Grundlinie, beziehungsweise
die Ueberragung, welehe bei spitz- und stumpfwinldigen Dreicken
dureli Ziehen der Udhe entsteht, ist nach rielitigen, den. Feidmessern
bekannten Formein erhalten; gauzzahlige rech-twinklige Dreicke werden gebildet; en dilic gelten die Formein der Vieleckszahlein, vorn
Dreicek und Fiinfeck beginnend bis zum. Zelineek einsehliesslich als
Fhchenmaasse jener regelmiissigen Figuren. Das sind untriigliehe
Kennzeichen, an welehen sich bestiitigt, was (S. 234) mit Bezug auf
Widmann von uns behauptet werden durfte: dass niimlieh urn 1500
die ruimische Feldrnesskunst in Deutsehland aus langern 'Wintersehiafe
zu allerdings niclit naehhaltigem, Leben erwaclite.
Scion vor dern Sammeiwerke des Gregorius 1Reisch, weichem wir
nur als Sammeiwerke, aus weichern einige wenige Bileher unser Interesse in Auspruch nalimen, den Vorrang liessen, wurde 1501 eine
Sehrift gedruekt: das Enchiridion von Huswirt 1). Der Verfasser
heisst zu Ende des Bflchleins Johannes Iluswirt Sanensis. Vielleiclit
w'eist dieser Ortsname nach Sayn im, Westerwalde, wo einst eine
Pr~ia'onstratenserabtei stand. Jedenfalls stimmen die in den AufAnleitung zumi Rechnen aus dem Anfange dess XVI. Jahrhunderts von ilus'wirt, neu herausgegeben mit historiseher Ei-nleitunng und Commentar von Prof.
D~r. Wildermuthi. Programm des k6nigI. Gymnasiums in Tfibingen zum Sehlusse
des Sehuijalires 1864-1865.
CAWTO R, Gesohiclito der Mathem. II. 2. Aufi. '27