Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Leonardo von Pisa und sein Liber Abaci.5

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Dinge, weiche die Beamten, die Zollaufseher und Schreiber einer
soichen Niederlassuing, zu besorgen hatten, urn die Fiirsorge daftir,
dass die zugesicherten Vergiinstigungen auci eingehalten wurden, dass
den Kaufleuten aus ihrer Heimath keine lithere Zollgebiihr abgefordert
wurde, als sie vertragsm~issig zu zahien verpiliclitet waren; es handelte sich unter Umstlinden urn den Abschluss neuer Vertrdge. Die
Stellung der Bearnten, mochten sie auch nur Schreiber heissen, ist
demnach keineswegs eine untergeordnete gewesen.
Von einemn pisaner Schreiber wissen wir, der am Ende des
X1I. Jahrhunderts in Bugia lebte. Semnen Namen kennen wir nicht,
wohi aber omnen sptittischen Beinamen, den er fifihrte, Bonaccio
(der Gute), und weicher sich in der Ueberschrift eines von seinemn
Sohne Le o na rdo verfassten Werkes erhalten hat:'1) Incipit liber
Abaci Compositus a leonardo filio Bonacij Pisano. In Anno MOCCOIIO.
Er liess diesen Sohn Leonardo aus der ileimath kommen, urn ihn
bei einem Rechenmeister unterrichten zu lassen. Er soilte versehiedene Tage - per aliquot dies - dem Studium des Abacus widmen.
Er wurde in die Kunst mit Hulfe der neun Zahizeichen der Inder
eingefifihrt, fand an der Wissenschaft Yergniigen, lenrute auf ilandelsreisen, die er spniter nach Aegypten, Syrien, Griechenland, Sicilien
und der Provence unternahm, Alles kennen, was an jene Rechnungsverfahren sich ansehioss. Aber dies Alles, sagt Leonardo, und der
Algorismus und die Wigen des Pictagoras schienen mir nur ebe-nsoviele Irrthitmer verglichen mit der Methode der Inder 2). Er habe
desshalb eben die Methode der Inder enger umfasst, babe Eigenes
hinzugeftigt, Manches von den Feinheiten der geometrischen Kunust
des Euclid beigesetzt und so das Werk geschaffen, weiches er jetzt
iin 15 Abschnitten ver~iffentliche,2 damit das Geschlecht der Lateiner
hinfort nicht mehr unwissend in diesen Dingen befunden werde.
In der That scheint das umfangreiche Werk - der vorhandene
Abdruck erfiillt 459 Seiten - den Erfoig gehabt zu haben, weichen
Leonardo sich von ihm versprach. Noch Jahrhunderte hindurch ist
die Nachwirkung dieses merkwilrdigen Buches unmittelbar zu erweisen.
Die von Leonardo gebrauelhten Beispiele sind von zdhester Lebenskraft
lmnd haben, theilweise selbst aus grauester Vergangenheit stammend,
Ave]tr Zeitriiume durchlebt, als die stoizesten Bauten des Alterthums.
1)Vergi. Scritti di Leonardo JPisano miatem)atico del secolo decimloterzo, Pubbliecat da Bald. Boncompagni (1Rom 1857-62) I, 1. Wir citiren immer Leon.
Pi~sano mit nachfolgender Angicabe von Band and Seitenzahl. Leonardo's Bib4lllflgs~gang ist 1, 1 Z. 16 v. u. besebrieben. 2) Sed hoc tottuin et algorismium atque
(OJCits pictagorc quasi errorent comipatavi rcspectis modi indorumi. L e on. P is ano,
1, 1 Z. 9 V. a.