Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Nicolaus Cusanus.13 193 ecke, er ging dann tiber zu ilim umfanggleichen regelmassigen Vielecken von gr6sserer Seitenzahl, bis er zur Kreislinie von gleicher Lange gelangte, deren Haibmesser gesucht wurde. Fand man diesen, so war in der That die Lange des Dreiecksumfangs in eine Kreislinie verwandelt. Zur Kreislinie konnte er aber auf soiche Weise gelangen, weil er sie als Unendlielivieleck betraclitete, wie er an vielen Stellen es ausgesprochen hat'1). Das war also eine neue Fragestellung versehieden von der archimedischen, verschieden von der irn Abendlande i-berhaupt bisber eingebiirgerten, und ob die indischen Versuche (Bd I, S. 606) zu des Cusanus Ke-nnt-niss gelangt sein kdnnen, ist uns mehr als zweifelhaft, weungleich Georg von Peurbach (S. 183) den indisehen Werth zr = j/10 kannte. Ein Werth von z kaun leicht weitere Yerbreitnng gefunden haben, ohne dass die Auffassung, mittels deren man zu ihm gelangte, sich mit verbreitet hiitte. Eine nene Fragestellung ersinnen hat aber stets als fruchtbares F~5rderungsmittel der Mathematik sich erwiesen,7 und dieses Verdienst muss mithin Cusanus in erster Linie aingerechinet werden. Dass bei neuer Fragestellung die Merkrnale, weiche die Richtigkeit des Verfalirens bekunden sollen, urn so leichter versagen, je neuer das Verfahren selbst gleichfalls ist, darf nicht Wunder nehmen. Grade die Geschichte der Entwicklung der Stetigkeitsbetrachtungen, und urn diese handelt es sich, zeigt auf's deutlicliste, dass jeder Schritt vorwarts von Fehlschritten begyleitet war, die kaurn Eiuern erspart blieben. Auch Cusanus steilt keine Ausnahme von dieser Regel uns dar. Sein rasch aufwallender Geist liess ihn Schlisse fiir vollwichtig halten, denen er bald selbst als allzu leicht gezogenen misstraute, unid es ist geradezu kennzeichnend, dass er, nacbdem, er in einer Abhandlung die Anfgabe geldst haben will, sofort einer nenen L6sung,eine neue Abhandlung widm et, und dass in den spalteren Schriften, trotz der dem, Gelingen ndheren Versuche, die Sprache eine immer vorsichtigere wird. Die Ueberschrift der ersten Abhandlung lautet: De transformationibus geornetricis. Sie tragt die Widmung: ad Paulurn magistri dominici Physicurn Florentinum, d. h. an den Florentiner Arzt, Pauilus den Sohn des Magister Dominicus, worunter der frdihere ') Am deutliehsten in der Stelle Cu sani Opera pag. 1110 (CJornplementwni theologicumf cap. 5): Quanto autern polygonia aequalium laterurn pluriurn fuferit angmlorumi, tanto sirnilior circulo; circulus enim si ad polygonias attendas est iinfinito-,',ai angulorumn. Et si ad ipsum circulum tanturn respicis nullumi angiw in eo reperies, et est interminatus., inangularis: et ita circulus inangularis et interruinatus in se complicat onines angulares termzinationes, polygonias datas et dktbiles. CANTOU, Geschichte dor Mathrni. II 2 AufI. 13

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
Canvas
Page 183
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 24, 2025.
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