Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

142 48. Kapitel. den Eidsehwur auch die Latitudines formarum einbegriffen, natfirlich unter der Vorbedingung, dass sie zur Zeit gelesen worden seien,2 Si saltem legerentur. In K615n verlangten 1) die Saizungen von 1398 buchstilblich gleichlautend mit den Wiener Vorsehriften als Voraussetzung fMr das Licentiat irgend ein Buch fiber Proportioneii, irgend eines fiber Latitudines, irgend eines fiber Musik, irgend eines fiber Arithimetik, daneben aber nur drei Bficher des Euklid und angewandte JFicier wieder wie in Wien. Diese kurze Zusammenstellunig gentigt, um die Wahrheit unserer Behauptung erkennen zu lassen, dass scion am Ende des XIV. Jairhu-nderts die deutschen Bildungsstiitten meir als die Frankreichs die Eigenschaften in sici vereinigten, welcie Matiematiker zti erziehen unerliisslich Sind, dass sie Gelegenheit zum Lerrten boten urnd satzungsmiissig darauf hielten, dass von dieser Gelegenheit Gebrauch gemacht wurde. Selbst ~die Unsitte des Sciwures, diese oder jene Vorlesung gehdrt zu haben, als hinreicienden Nachweises des erlangten Wissens, verliert auf deutschem Boden etwas von ihrer IMissgestalt, denn der Eid, ailgemein aliquos libros mathematicos gehtirt zu haben, reicht nicit mehr aus; die zu h6renden Schriften sind besonders genanut und erstrecken sici anf alle damals bearbeiteten Gebiete der Mathematik, wenn auch, wie wir oben vermutiungsweise ausgesprochen haben, nicht in jirer ganzen Ansdehnung. Eines freilici blieb ungeiindert: die Art des Unterriclites an der Universitit 2). Sie bestand einzig darin, dass Lehrer und Sclifiler das gleicie Buch, dessen Vervielfiitigung man daher frfihe angestrebt haben muss, in lluinden hatten, dass Ersterer vorlas und im freien Vortrage erliluterte und ergiinzte, dass Letztere wenig oder nichts schriftlich aufzeichneten. Irgend emn Befragen der Sculfler durch den Lehrer fand nicht statt. Nur die von uns wiederholt erwahunten 6ffentlicien Disputationen gaben Gelegenheit, eiuigermassen zu erkeunen, wie viel oder wenig einer der Disputirenden in dent Vorlesungen gelerut hatte. So war das Verfaliren in alien Wissenszweigen, so audi in der Mlathematik. Wir mflssen nun die Pers~3nlichkeiten nennen, durci weiche die 6rtliche Verschiebung nach Osten ins Werk gesetzt wurde. Es Sind besonders zwei Geleirte, die, obwohl Deutsche von Geburt, den Anl fang ihrer Berflhmntheit in Paris erlangten, die also audi dort ihitteil genaunt werden kdnnen, wenn niclit genanut werden sollen, und die 1) Suter 1. c. S. 41. 1) Ster. c S. 1. ) Giunther, Unterricht Mittela. S. 192-197.

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Title
Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.
Author
Cantor, Moritz, 1829-1920.
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Page 123
Publication
Leipzig,: B. G. Teubner,
1894-1908.
Subject terms
Mathematics -- History.

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"Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor." In the digital collection University of Michigan Historical Math Collection. https://name.umdl.umich.edu/aas8778.0002.001. University of Michigan Library Digital Collections. Accessed June 24, 2025.
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