Vorlesungen über geschichte der mathematik, von Moritz Cantor.

Franztisische Mathematiker.12

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vollstiindig verstehen, welehe aber immerhin nur die Dentung zulassen diirften, das s gewisse Veritinderungen dureli Latitudines versinnlicht werden sollen. Was aber nnter dem Worte latitudo seit
dem XIV. Jahrhunderte verstanden wurde, wird uns gleiclifalls demnudist begegnen.
47. Kapitel.
Frauzo-siseche Mathematiker.
Wir gehen nach Frankreich fiber. Paris war im XIV. Jalirhunderte, was es vorher im XIII. gewesen war, die geistige Ilauptstadt der wissenschaftlich gebildeten. Welt. Die Zeit nahte, in weicher
dieses Uebergewicht emn Ende nehmen. soilte, aber sic war noch nicht
da, mid wenn wir in unserer doppelt angeordneten, nacli Landern
uind Jahren sich gliedernden Uebersicht mit England statt mit dem
Lande, zu weichem Paris gehart, den, An fang gemaclit haben, so war
diese Abweiehnng von der eigentlich richtigeren nmgekehrten Reihenfolge uns durch einen einzigen Umstand empfohlen: B ra d wa rdinu s
erseheint nuimlich der Zeit nach frfiher,2 als der einzige Franzose,
weicher in mathematischem Range neben ihn zu treten hat, als
Oresme.
Nicht als oh Paris, und Paris war Frankreich 1), gar keinen andteren Mathematiker des XIV. Jalirhunderts als nur Oresme zu liennen
hbutte-,; aber wie in England unsere Betracbtung den einen Bradwardinus als Mittelpunkt anerkanute,ganz Thnlich wird sein franz6sischer
Nebenbuliler der hervorragende Vertreter seines Vaterlandes sein.
Am Anfange des Jahrhunderts begegnet nns Johannes de
Muris2) mit seinem heimathlichen Namen Jean de Meurs, geboren
etw 1310 in der Normandie, gestorben nach 1360. Er war emn selir
Ileissiger Schriftsteller, dem die versehiedensten Wissensgebiete, weiche
danials zur Mathematik mit eingerechnet wurden, zum Danke ver11fliclitet sind. Er selirieb eine Arithmetik nach Art der gleichbelnaunten Selirift des Boethius, wie wir vermuthen dflrfen, fMr solehe,
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) Darin maeht uns nicht irre,7 dass nach einer llandschrift der Bodley.
Bibi. Toulouse als vorwiegend mathematische Univers~itit geriihmt wird. Wie
Sulter, Math. Univ. S. 36 bei Anfiihrung jener Jlandschrift mit Reclit bemerkt,
Vs On niathematisehen Leistungen in Toulouse nicht das Mindeste bekannt.
2)Poggendorff II, 132. - Suter, Math. Univ. S. 43. - Alfr. Nagi, Das
Qwadripartitum des Joannis de Muris und das praktische Rechnen im XIV.
ahbrhundert. Zeitschr. Math. Phys. XXXIV, Supplementheft S. 135-146.