Brief an einen Bischof[*]
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P.Heid. inv. Kopt. 211 | Plates I–II | 32 x 13 cm | |||
6./7. Jh. | Herkunft unbekannt |
Das vollständige, in der oberen Hälfte jedoch mit erheblichen Lücken erhaltene Papyrusblatt enthält einen Brief, in dem der Verfasser einem Bischof von seiner Krankheit berichtet und ihn bittet, bei Gott Genesung für ihn zu erwirken. Der Absender, der den Bischof als "geliebten Bruder" (ⲡⲁⲙⲉⲣⲓⲧ ⲛⲥⲟⲛ, verso) anredet und ihn von allen grüßt, die bei ihm sind (ⲛⲉⲧⲛⲙ̅ⲙⲁⲓ̈ⲟⲛ, Z. 13), dürfte eine hervorgehobene Stellung, etwa als Klosterabt, innegehabt haben; vielleicht war er auch selbst ein Bischof. Zwar ist durch das verso der Name des Adressaten, Taurinos, bekannt, doch läßt sich die Person nicht sicher identifizieren. Bischöfe mit Namen Taurinos begegnen in P.Grenf. I 66v; SB XX 14218v;[1] P.Ryl.Copt. 288v und O.CrumVC 38v,[2] die alle ins 6.–7. Jh. datiert werden und deren Herkunft unbekannt ist. Allerdings ist der Name Taurinos in den griechischen und koptischen Papyri recht häufig, und die weit überwiegende Zahl Belege kommt aus Hermopolis/Schmun und seiner Umgebung.[3] Daher liegt es nahe, im Adressaten von P.Heid. inv. kopt. 211 einen Bischof von Hermopolis zu sehen. Der Brief läßt sich nur paläographisch datieren und dürfte aus dem 6.–7. Jh. stammen.[4]
Bischöfe kommen in den griechischen und koptischen dokumentarischen Papyri recht häufig vor;[5] Briefe, die das Thema "Krankheit und Genesung" nicht nur in Grüßen und Floskeln streifen, sondern als eigenständigen Inhalt haben, sind seltener.[6] Die Besonderheit von P.Heid. inv. kopt. 211 dürfte darin liegen, dass der Verfasser seine Genesung mit der Bundeslade in Verbindung bringt, wobei sich die Frage stellt, was er mit dem Ausdruck κιβωτός ⲙ̅ⲡⲛⲟⲩⲧⲉ wirklich meinte.[7]
Nach dem Zeugnis des Alten Testaments ist die Bundeslade der zentrale Kultgegenstand des Alten Israel. In Ex 25.10–22 und 37.1–9 wird sie als vergoldeter Kasten aus Akazienholz beschrieben, auf dem zwei Cherubim stehen und der mit Tragestangen versehen ist. Nach Dtn 10.1–5.8 befinden sich in ihr die Tafeln mit den Zehn Geboten, und die Leviten tun Dienst bei ihr. Die Bundeslade steht für die Gegenwart Gottes (Num 10.35; 1 Sam 4, 6–8; 1 Kön 8.1–9) und wird von König David nach Jerusalem gebracht (2 Sam 6). Als die Babylonier 587 v.Chr. Jerusalem erobern, werden der Tempel und die Bundeslade zerstört. In 2 Makk 2.4–8 findet sich die Vorstellung, die Bundeslade sei versteckt bis zur Heilszeit, in Offb 11.19 sind das Erscheinen von Tempel und Bundeslade Teil der endzeitlichen Ereignisse.[8]
Der Schreiber von P.Heid. inv. kopt. 211 spricht von der Bundeslade mit Blick auf seine Heilung: von ihr kommt Segen und alles Gute, sie ist voller Wunder (Z. 8.10f.). Sie befindet sich in einem Haus und verbreitet Segen über ihre ganze Umgebung (Z. 9f.) Aus diesen Worten spricht eine sehr bibelnahe Verehrung der Bundeslade, doch bleibt offen, ob der Schreiber an ein reales Objekt dachte oder sich eher im übertragenen Sinne äußerte. Im ersten Fall müsste man annehmen, es habe im spätantiken Ägypten einen Ort gegeben, an dem – wohl in einer Kirche – ein Kasten verehrt wurde, vom dem man glaubte, er sei die Bundeslade des Alten Testaments. Eine solche Tradition findet sich in der Staatstheologie des äthiopischen Kaiserreiches, derzufolge die Bundeslade in Axum aufbewahrt wird, nicht aber in Ägypten.[9] Im zweiten Fall stünde der Schreiber in der Tradition der allegorischen Schriftauslegung nach der schon bei den griechischen Kirchenvätern, aber auch in der koptischen Theologie und Liturgie, die Bundeslade als Typos für Christus oder Maria gesehen wird.[10] Vorstellbar ist auch, dass der Schreiber an eine wunderbringende Marienikone dachte, die (als "reales Objekt") in einer Kirche hing, zu der kranke Menschen pilgerten, und von der man – oder zumindest der Verfasser von P.Heid. inv. kopt. 211 – als κιβωτός ⲙ̅ⲡⲛⲟⲩⲧⲉ sprach.
(1) Jene (Sache ?) erreicht meine Ohren ... (mein) Leben (?) ist ... Ich war wie einer, der ... hat. (2) ... die Schlafenden, und du läßt auch nicht (οὔτε) ab von den Toten ... dir leuchtet. Denn wahrlich der Kampf/Kämpfer (ἀληθῶς γὰρ ⲡἀγὼν/ἀγωνιστής) (3) ... ich war beinahe (σχεδόν) tot, so krank war ich (wörtlich: in der Menge von Krankheit) ... denn (γάρ) siebzehn Tage zuerst war ich krank (4) ... ich würde sterben. Nachdem ich mich ein klein wenig erholt hatte, siehe, da wurde ich am dritten Tag wieder krank: ein großer (5) ... Knochen meines Leibes (σῶμα) ...
ich (?) bitte (παρακαλῶ δέ), dass ihr benutzt (χράομαι) (6) ... vor Gott, der Macht hat zu heilen, so dass er seine Barmherzigkeit offenbart (7) ...und seine vielen Zugeständnisse (συγχώρησις) zu meinen ... und dass er mir Heilung schenkt (χαρίζομαι), damit (8) ich die Bundeslade (κιβωτός ⲙ̅ⲡⲛⲟⲩⲧⲉ) und ihre Wunder sehe, wenn er Gefallen an mir hat.
Eine doppelte Freude aber (δέ) (9) ist besonders groß, wenn die Bundeslade (κιβωτός ⲙ̅ⲡⲛⲟⲩⲧⲉ) erlaubt in das Haus des ... zu gehen; nicht nur (οὐ μόνον δέ) dass (10) das Haus Segen empfangen wird, sondern ein jeder in seiner Umgebung wird voll von ihrem Segen sein, denn alle Heilung ist (11) aus ihr. Alle guten Dinge nämlich (ἀγαθὸν γάρ) sind die ihrigen und alles Gute ist aus ihr.
Ich grüße Deine Heiligkeit (ἁγιωσύνη) (12) mit ganzem Herzen, bis Gott uns Gelegenheit gibt, dass wir uns von Angesicht zu Angesicht sehen nach (κατά) ihrem Versprechen. Und wir grüßen (13) alle, die bei Euch sind. Alle, die bei mir sind, verneigen (προσκυνῶ) sich vor Eurer Gottesliebe, besonders (ἐξαιρέτως) aber (δέ) der Bruder (14) Makarios. Die zahlreichen Segnungen, die Deine Liebe schickt, haben wir in großer Dankbarkeit empfangen. Der Herr (15) segne euch und schenke euch alles Gute (ἀγαθόν). Lebe wohl im Herrn. Heilige Dreieinigkeit (ἡ ἁγία τρίας).
Gib es meinem geliebten, allerheiligsten (ὁσιώτατος) und gottliebenden (θεοφιλέστατος) Bruder, den Bischof (ἐπίσκοπος) Apa Taurinos, von ...
1 Auch wenn etwa 7.5 cm, d.h. rund 15–18 Buchstaben, verloren sind, ist eindeutig, dass der Brief ohne Gruß- und Einleitungsfloskeln begann, die bei Briefen an einen Bischof normalerweise besonders ausführlich ausfallen (z.B. O.CrumST 325 ϯⲡⲣⲟⲥⲕⲩⲛⲉⲓ ⲙ̅ⲡϩⲩⲡⲟⲡⲟⲧⲓⲟⲛ ⲛ̅ⲛⲟⲩⲉⲣⲏⲧⲉ ⲛ̅ⲧⲉⲧⲛ̅ⲙⲛ̅ⲧϫⲟⲉⲓⲥ ⲛ̅ⲉⲓⲱⲧ... ähnlich auch P.MoscowCopt. 12, O.Crum 50 [reed. M. Krause, op.cit. (s.o. Anm. 5) Nr. 106] oder eine Wendung mit ὁσιώτατος wie sie in etwa in P.Bal. 238; 271 oder in den griechischen Texten SPP III 64; 213 u.ö. begegnet); außerdem kontrastiert der abrupte Einsatz mit den ausführlichen Grüßen am Schluss. Möglicherweise war dieses Schreiben Teil eines längeren Briefwechsels, der eine lange Anrede nicht mehr erforderte, und vielleicht war die Nachricht, die die Ohren des Schreibers erreichte, sehr dringend. Sie wird mit ⲉⲧ]ⲙ̅ⲙⲁⲩ spezifiziert, d.h. als dem Adressaten bekannt vorausgesetzt, und eventuell im folgenden mit ⲧⲁⲓ̈ und ⲙ̅ⲙⲟⲥ wieder aufgenommen.
Nach ⲙⲁⲁϫⲉ steht in mittlerer Zeilenhöhe ein Punkt. Dieses Interpunktionszeichen findet sich im ganzen Text zur Abtrennung von Sätzen bzw. Satzeilen. Nach der Lücke könnte man ]ⲛ̅ϩ zu ⲡⲁⲱ]ⲛ̅ϩ (mein Leben) ergänzen.
2 Im ersten Teil der zweiten Zeile könnte man eine Aussage vermuten wie "ich war wie einer, der gestorben war, Du aber weckst die Schlafenden auf und läßt auch nicht von den Toten ab." Das griechische ἀγών (Wettkampf) bzw. ἀγωνιστής (Wettkämpfer) ist in den koptischen dokumentarischen Papyri mehrfach belegt (vgl. Förster, Wörterbuch, s.v.) In der Grabinschrift SB Kopt. I 616.9 findet sich auch die übertragene Bedeutung von ἀγών als Lebenskampf (ⲛⲧⲁϥϫⲉⲕ ⲡⲉϥⲁⲅⲱⲛ ⲉⲃⲟⲗ). In ähnlicher Weise könnte im vorliegenden Brief die Krankheit als Kampf angesehen werden; – durchaus auch als ein geistlicher Kampf, denn Krankheit wurde in der koptischen Frömmigkeit als Versuchung (πειρασμός) erlebt; vgl. H. Förster, P.Harrauer 57 S. 218f.; Förster, Wörterbuch, s.v. πειρασμός 2.
3 ⲛⲉⲓ]ⲙⲟⲟⲩ̣ⲧ – wegen des Qualitativs kann kein Perfekt (*ⲁⲓ]ⲙⲟⲟⲩ̣ⲧ) ergänzt werden; vgl. Till, Koptische Grammatik2 (Leipzig 1961) §257; L. Stern, Koptische Grammatik (Leipzig 1880) §348f. Zum adverbialen Gebrauch von ⲛ̅ϣⲟⲣ̅ⲡ vgl. Crum, Dictionary, 587b.
4 Am Zeilenanfang ist eine Formulierung wie ⲛⲉⲓⲙⲉⲉⲩⲉ ⲉⲓⲛ]ⲁⲙⲟⲩ (ich glaubte, ich würde sterben) vorstellbar. ⲡⲁ- in ⲡⲁϣⲟⲙⲧ̅ ⲡⲟⲟⲩ kann als Possessivartikel (an meinem dritten Tag, d.h. nach drei Tagen) aufgefasst werden, vgl. Till, Koptische Grammatik2, §181; Crum, Dictionary, 566b; möglicherweise liegt auch ein Ausdruck mit ⲁ- (ungefähr) vor, vgl. Crum, Dictionary, 1b.
5 Der erste Teil der Zeile enthielt einen Satz, der aufgrund der großen Lücken nicht mehr rekonstruierbar ist. Er bezog sich auf den Körper des Verfassers (ⲡⲁ-σῶμα), wird also zur Schilderung der Krankheit gehört haben. Im zweiten Teil der Zeile beginnt eine Bitte. Die Partikel δέ deutet auf einen Neueinsatz hin. Vermutlich spricht der Verfasser die Bitte aus, so dass ϯⲡⲁⲣⲁⲕⲁⲗⲉⲓ – oder im Blick auf die Platzverhältnisse ⲕⲉⲉⲥ ⲙ̅ⲡ̣ⲁⲥⲱⲙⲁ[ · ⲁⲓ̈ⲡⲁ]ⲣⲁⲕⲁⲗⲉⲓ – zu ergänzen ist.
Παρακαλῶ ist ein häufiges Lehnwort in den koptischen dokumentarischen Texten (106 Belege bei Förster, Wörterbuch, s.v.) und wird u.a. mit kausativem Infinitiv konstruiert (z.B. P.Mon.Epiph. 348.20f.; O.Vindob.Copt. 289.7–9). In P.Heid. inv. kopt. 211 begegnet hier zum ersten Mal die 2. Pers. Pl., – wahrscheinlich sind nicht weitere Personen, sondern der Bischof Taurinos in einem Höflichkeitsplural angesprochen, vgl. Z. 13 ⲛ̅ⲉⲧⲛ̅ⲛⲧⲙⲁⲓⲛⲟⲩⲧⲉ.
Das griechische χράομαι (gebrauchen) ist im Koptischen in der aktivisch-kontrahierten Form ⲭⲣⲱ verbreitet, vgl. Förster, Wörterbuch, s.v. Sachlich geht es um eine Bitte um Fürbitte: der Schreiber möchte den Bischof veranlassen, seinen Einfluss vor Gott einzusetzen, dass dieser ihm hilft (s. Z. 6). Diese Verwendung von χράομαι im Koptischen ist selten, meist begegnet das Wort in Kaufverträgen und beendet eine Reihe von Aufzählungen, was der Käufer alles mit dem Objekt (z.B. ein Haus, bzw. Teile eines Hauses) machen kann (z.B. CPR IV 26.24; 27.37; P.KRU 7.42; 10.50; 11.43).
6 Ein Possessivausdruck nach dem Muster "er hat"/"es gibt bei ihm" wird im Koptischen eigentlich mit einer Form von ⲟⲩⲛⲧⲉ- gebildet, ist bei ϭⲟⲙ jedoch häufig mit ⲟⲩⲛ̅ ... ⲙ̅ⲙⲟ= + Infinitiv. Zu ⲛⲉϥⲙⲛ̅ⲧϣⲁⲛ̅ϩ[ⲏⲧ – Barmherzigkeit – vgl. Crum, Dictionary, s.v. ϩⲏⲧ 717a.
7 συγχώρησις findet sich nur noch einmal in den koptischen dokumentarischen Texten, im bereits zitierten Trostbrief P.Harrauer 57.12f. Dort bezeichnet das Wort im Zusammenhang der Hiobdichtung Gottes Zugeständnisse an Satan. Im Kontext mit ⲛⲉϥⲙⲛ̅ⲧϣⲁⲛ̅ϩ[ⲏⲧ – Barmherzigkeit – wird die Bedeutung des Wortes eher aus die Gnade Gottes abzielen; eine mögliche Ergänzung bei ⲁϫⲛ̅ (= ⲉϫⲛ̅) ⲛⲁϣ̣ⲱ̣ ̣ ⲧ̅ könnte ⲛⲁϣⲱⲛⲧ (zu meinen Einwänden) sein. Am Zeilenanfang könnte man ein weiteres Substantiv, das Gottes Güte bezeichnet, erwarten, so dass mit Z. 6 eine Reihung entstünde: "so dass er offenbart seine Barmherzigkeit, seine ... (Gnade? ⲙ̅ⲛⲛⲉϥϩⲙⲟⲧ?) und seine vielen Zugeständnisse."
8 Auf ϫⲉⲕⲁⲥ folgt nach Crum, Dictionary, 764a Präs. II, – ⲉⲓ̈ⲁⲛⲁⲩ ist eine Verschreibung für ⲉⲓ̈ⲛⲁⲩ; vorstellbar wäre auch Fut. III als starker Wunsch (ⲉⲓ̈ⲁⲛⲁⲩ = ⲉⲓ̈ⲉⲛⲁⲩ): "dann werde ich sicher ...sehen." Zu ⲉⲧⲕⲓⲃⲱⲧⲟⲥ ⲙ̅ⲡⲛⲟⲩⲧⲉ (die Bundeslade) s. die Einleitung und Anm. 7 und 10. ⲉ̣ ⲛ̣ⲙ̅ⲛ steht wohl als Nebenfom für ̣̣ ̣ⲙ̅ⲛ. Nach ⲉϣⲱⲡⲉ kann pleonastisch der Konditional folgen, vgl. Till, Koptische Grammatik2, §449.
9 Der zentrale Satz zur Bundeslade bereitet dem Verständnis besondere Schwierigkeiten: die Bundeslade erachtet (sc. jemanden? denjenigen, an dem Gott Wohlgefallen hat?) für würdig, in das Haus des ⲁⲃ̣[ 2–3 ] ̣ ⲇⲁⲣⲁ zu gehen. Bei einem Haus im Zusammenhang mit der Bundeslade könnte man an den Tempel in Jerusalem denken, doch scheint ⲡⲏⲓ̈ hier mit einem Eigennamen spezifiziert. ⲁⲃ̣[ legt "Abraham" nahe, die Ladegeschichte der Bibel erwähnt einen Abinadab (LXX: Ἀμιναδαβ; 1 Reg 7.1), in dessen Haus die Bundeslade kurzzeitig steht, – doch sind diese beiden Vorschläge hier nicht möglich. Möglicherweise dachte der Schreiber nicht an das Kultobjekt des alten Israel, sondern an einen konkreten Gegenstand seiner Zeit.
10 ⲙ̣ⲩ̣ϩ ist Qualitativ zu ⲙⲟⲩϩ, mit Iotazismus ⲏ-ⲩ; zur Konstruktion mit ⲉⲃⲟⲗ und ϩⲛ vgl. Crum, Dictionary, 209b. Das Haus, das Segen empfangen wird, und die Häuser darum herum scheinen für den Schreiber des Briefes und für den Adressaten eindeutig gewesen zu sein. Im Zusammenhang mit Krankheit und Genesung könnte man überlegen, ob ein Wallfahrtsort gemeint ist, zu dem man pilgerte, um Heilung zu erlangen.
12 ⲛ̅ϩⲟϩⲓϩⲟ ist ein seltener, aber klarer Ausdruck für "von Angesicht zu Angesicht." Wessen Versprechen mit ⲕⲁⲧⲁ ⲡⲉⲥⲉⲣⲏⲧ gemeint ist, wird nicht recht deutlich: die Gelegenheit (ϩⲉ), die Heiligkeit (ἁγιωσύνη) oder gar die Bundeslade?
Notes
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Sebastian Richter (Leipzig) hat diesen Beitrag kritisch durchgesehen und bei einem Treffen in Mannheim mit mir diskutiert, Hans Förster, Nikolaos Gonis und Leslie MacCoull gaben mir am Kongress in Ann Arbor wichtige Hinweise. Ihnen allen sei herzlich gedankt.
SB XX 14218 = C. Gallazzi, "P.Cair. S.R. (c. II): Lettera al vescovo Taurino," AnalPap 2 (1990) 125–128, zum Bischof Taurinos s. S. 126.
Vgl. Till, Prosopographie 214; Bei H. Munier, Recueil des listes épiscopales de l'Eglise copte (Cairo 1943) und bei G. Fedalto, Hierarchia Ecclesiastica Orientalis, II: Patriarchatus Alexandriae, Antiochae, Hierosolymitanae (Padua 1988) findet sich kein ägyptischer Bischof mit Namen Taurinos.
Für die koptischen Belege vgl. M. Hasitzka, "Namen in koptischen dokumentarischen Texten" Stand 22.1 (2007) 98, für die griechischen die Duke Data Bank of Documentary Papyri, – beide im Internet verfügbar.
Einen ähnlichen Schrifttyp zeigen folgende Papyri: CPR IV 23; 48; P.Harrauer 57; P.Duk.inv. 839v, hg. v. G. Schenke, "Zwei Koptische Geschäftsbriefe," JJP 30 (2000) 149–154 mit Abb. nach S. 152 und Diskussion S. 151. Zur Problematik von paläographischen Datierungen vgl. L.S.B. MacCoull, "Dated and Datable Coptic Documentary Hands before A.D. 700," Le Museon 110 (1997) 349–366. Exakt datierbare koptische Papyri vor der arabischen Eroberung verzeichnet K.A. Worp, "A Forgotten Coptic Inscription," AnalPap 2 (1990) 141–143.
In über 500 Texten sind Bischöfe dokumentiert, fast 300 dieser Texte sind Briefe. Zwei bedeutende Textgruppen sind das Archiv des Bischofs Apa Abraham von Hermonthis, hg. v. M. Krause, Apa Abraham von Hermonthis. Ein oberägyptischer Bischof um 600, 2 Bde (Diss. Berlin 1956); vgl. M. Krause, "Die Kirchenvisitationsurkunden. Ein neues Formular in der Korrespondenz des Bischofs Abraham von Hermonthis," in Festschrift F. Hintze = Meroitica 12 (1990) 225–236; und das Archiv des Bischofs Pesynthios von Koptos, hg. v. E. Revillout, "Textes coptes. Extraits de la correspondance de St. Pésunthius évêque de Coptos et de plusieurs documents analogues (juridiques ou économiques)," REgypt 9 (1900) 133–177; 10 (1902) 34–47; 14 (1914) 22–32; eine Neuedition wird von J. van der Vliet vorbereitet, vgl. eund., "Pisenthios de Coptos (569–632): moine, évêque et saint. Autour d'une novelle édition de ses archives," in M.-F. Boussac (ed.), Autour de Coptos. TOPOI Suppl. 3 (Lyon 2002) 61–72; zu Bischöfen in den Papyri vgl. K.A. Worp, "A Checklist of Bishops in Byzantine Egypt," ZPE 100 (1994) 283–318; A. Papaconstantinou, "Sur les évêques byzantins d' Oxyrhynchos," ZPE 111 (1996) 171–173; E. Wipszycka, "L'attività caritativa dei vescovi egiziani," in E. Rebillard und C. Sotinel (eds.), L'évêque dans la cité du IV au Ve siècle. Image et autorité. Actes de la table ronde organisée par l'Istituto patristico Augustinianum et l'Ecole française de Rome, Rome 1er et 2 décembre 1995 (Rom 1998) 71–80, sowie ihre gesammelten Aufsätze in Études sur le christianisme dans l'Égypte de l'antiquité tardive (Rom 1996).
Ein schönes Beispiel ist der Trostbrief P.Harrauer 57, den H. Förster mit einem Exkurs über Krankheit in den koptischen Papyri und Krankheit als theologisches Problem herausgegeben hat. Häufiger begegnet die Bitte an einen Geistlichen, er möge für einen Kranken beten, z.B. der Brief P.Lond. VI 1926 = New Documents illustrating Early Christianity IV 123 mit Lit.; s. auch R.S. Bagnall, Egypt in Late Antiquity (Princeton 1993) 184–188. Ein Gebet für einen Kranken ist in P.Kellis I 88 (= P.Barc. 155,19) erhalten, neu ed. von C.E. Römer, R.W. Daniel, und K.A. Worp, "Das Gebet zur Handauflegung bei Kranken in P.Barc 155, 19–156, 5 und P.Kellis I 88," ZPE 119 (1997) 128–131.
In den griechischen dokumentarischen Papyri kommt das Wort κιβωτός in Texten der vorchristlichen Zeit und des 1. und 2. Jahrhunderts vor. Es hat dort seine Grundbedeutung "Kasten, Truhe". In der christlichen Ära ist das Wort wohl für die Bundeslade reserviert und begegnet in theologischen Texten, aber nicht mehr in den Papyrusurkunden. In den koptischen dokumentarischen Texten findet sich ein sehr fragmentarischer Brief, P.Mon.Epiph. 111, der sich mit der Geschichte der Bundeslade, wie sie in der Bibel in 1. und 2. Könige erzählt wird, beschäftigt.
Vgl. E. Kutsch, "Art. Lade Jahwes," Religion in Geschichte und Gegenwart (Tübingen 19603) IV 197–199; H.-J. Zobel, "Art. Aron," Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament (Stuttgart 1973) I 391–404.
Vgl. E. Littmann, "Art. Äthiopien," Religion in Geschichte und Gegenwart (Tübingen 19573) I 137–144, v.a.140; F. Heyer, Die Kirche Äthiopiens (Berlin 1971) 214–217, v.a. 216.
Für Belege bei den griechischen Kirchenvätern vgl. G.W.H. Lampe, A Patristic Greek Lexicon, s.v. κιβωτός. In einer Predigt des Basilius von Caesarea, koptisch von E.A.W. Budge, Coptic Homilies in the Dialect of Upper Egypt (London 1910) S. 105ff./248ff. herausgegeben, werden Stiftshütte und Bundeslade (ϭⲓⲃⲱⲧⲟⲥ) kurz erwähnt, in Predigten des Demetrius von Antiochien und Theodosius von Alexandrien, id., Miscellaneous Coptic Texts in the Dialect of Upper Egypt (London 1915) S. 75/653, 78/656; 82/659; 85/663; 86/664; 87/665; 346/909; 347/910; 408/940, begegnet κιβωτός in der Bedeutung "Arche des Noah", bei Demetrius allegorisch auf Maria bezogen.