Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

Es sind dies vorwiegend Astragali-Knochen und Grundphalanx-Knochen des Vorderfu~es von K[Ihen, Ktilbern, Schafen,7 Ziegen und Schweinen, wvie sic die Kinder von den Eltern jdhrlich nach dem Viehschlachten zur Gentige, erhalten. Diese Knochen werden gar nicht bearbeitet, so daBs sie nach Reinigung gleich als Spielzeugtiere verwendet werden. Wie bei den schematischen Spielzeugtieren aus Holz, so wird auch bei denen aus Knochen das Hauptaugenmerk auf die Darstellung der Hdrner gerichtet. Wie dort die Aststummel, so seheinen hier die Gelenksfortsdtze der Astragali, beziehungsweise die distale Gelenkfldche der GrundphalanxKnochen dem Frwachsenen und dem Kinde die. Vorstellung der L-JXrner und damit zugleich die \Torstellung des ganzen Tieres zu suggerieren. Im Saas- und Nikolaitale (Oberwallis) fand ich Spielzeugtiere aus Metatarsalknochen, die dort, je nach ihrer Gr6Bc~ und Beschaffenheit, allgemein als Stiere, Kt~he, Kalber und Ziegen gelten. Dabei stelit die distale Gelenkfldche des Knochens. den Kopf mit den H6rnern, die proximale Gelenkfldche den Rumpf des betreffenden Tieres, dar. (Taf. I, Fig. 27.) Gewifs geh~rt schon etwas Phantasie dazu, urn in dem einfachen Knochen eine bestimmte Tierart zn erblicken. Wenn man aber weifB, dalS cmn ganz unbearbeitetes gegabeltes Zweigstiick dem Kinde volistdndig genfigen kann, urn darin cine Kuh oder Ziege zn sehen, so versteht man auch, wieso ein dem Tier kaumn Thnlicher Metatarsal- oder Astra galusknochen dem naiven Gemtite cines Bergkindes dennoch als emn Tier erscheinen kann. Die Spifelzeugtiere aus Metatarsalknochen sind mir nur aus dem Saasund dem Nikolaital bekannt. Weiter reicht die Verbreitung der Spielzeugtiere aus Astragrali, dlie wir sowohi in Wallis J~tschental) wie in Graubtinden (Arosa, Saptin, Davos, Prtittigau) antreffen. Wie die Metatarsalknochen, stellen auch die Astragali, je nach ihrer Gr6MBe iind Beschaffenheit, Stiere, KVIhe und K5ilber dar. Die Gelenksfortstitze des Astragali bilden die Htirner,' die GeIccilfldcehe den Rumpf des, Tiecrs. Hdufig wird zwischen den Gelenkfortstitzen cin Loch ausgebolart und in dieses an einem Zwirn cmn gew,5hnlicher Knopf gchtingt; es ist die JXuhsclhelle. (Taf. I, Fig. 28.) Dal3 xeder der Knopf einer Kubschelle, noch der Astragalus einer Kuh irgendwie gleicht, bektimmert die Kinder herzlich wenlig. Sie sehen in den Knochen ihre >>BeinerkUeh<<, auf deren Besitz sic grof~en Wert legen und die sic in ihrem Spielzcugstallc sorgfaltig pflegen. Ganz eigenartig wirkt cmn soicher mit Astragali geftililter Spielzeugstall: an jeder Kiippe ist da cine >J3eincrkfleh<< aufgestellt und vor ihr ist die for sic bestimmte Heuration aufgehauft. Werden dann die Spiclzeugkiflhe auf die Weide geftffhrt, so pflegen die Kinder Kampfspiele der >'I3einer-ktich< zu veranstalten. Man stelit dabei die Knochen gegeneinanider -,tf und schl5gt mit der Faust auf den Boden; die erste Kuh, die fallt, ist die Besiegte. Die >)Beinerktieh<< tragen gew6hnlich auf (1cm Wiekent die Namens'initialen ihres kicinecn Bcsitzers (vgl. Taf. 1, Fig. 28,, sic werden zu Ostern mit den Osterciern bunt gefar-bt und sic geht~ren in ciiuzelnen Gegenden Graubtindens (z. B. Langrwies und Saptin) sozusagen zum Familiengut, denn es komrnt dort noch vor, daiS sic sich vom. Groi~vater auf die Enkel vererben. Davon konnte ich mich selbst iiberzeugen, als ich in einem Hause in Langwies ersuchtc, mir cinige Spielzeugkf~he aus Astragali zn verkanfen; ich erhielt

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Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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