Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

Kinder SpielzeugkUhe haben, die ganz ahnlich beschaffen sein sollen wie diejenigen der ersten Abart des btindnerischen Typus. Gleichfalls in Graubiinden, und zwar ausschlieflich im Averstal, findet man den vierten Typus der Spielzeugtiere, der meines Wissens noch nicht beschrieben wurde. Wie der dritte, ist auch der vierte Typus ein bereits gehobeltes vierkantiges oder zylindrisches Klotzchen, das jedoch vorne zur Andeutung des Kopfes zugespitzt ist. Die Horner sind nicht, wie bei den anderen Spielzeugtieren mit dem K1Btzchen organisch verbunden, sondern sie sind kuinstlich eingefiagt. (Taf. I, Fig. 24 und 25.) Die ornamentale Verzierung weicht ebenfalls von derjenigen der tibrigen Typen der Spielzeugtiere ab. Wahrend dort der die Fellzeichnung darstellende Kerbschnitt gewohnlich die ganze Oberflache des Klotzchens ziert, ist dies im Averstal nicht der Fall. Hier bedeckt nur den Riicken der Spielzeugkuh ein bandartiges Ornament, das, nach den Aussagen der Einheimischen, das Rtckgrat bezeichnen soll. Neben den geschilderten schematischen Spielzeugtieren kommen in Graubtinden ab und zu auch solche vor, die bereits einen Ubergang von ideoplastischer zur physioplastischen Auffassung darstellen. Unter dem Einflul des modernen Spielzeuges, das heute immer mehr in die entlegenen Tiler vordringt, bemtiht sich das Kind - beziehungsweise der das Spielzeug herstellende Erwachsene - dem bis zum Schema vereinfachten Spielzeugtier ein naturgetreueres Aussehen zu verleihen. Dies geschieht nun in der Weise, daB das ursprtingliche Schema beibehalten wird und nur, so zu sagen sekundar, durch kleine Akzessorien (Extremitaten, Schweif) realistischer gestaltet wird. (Taf. I, Fig. 17 und 25.) Solche Versuche einer realistischeren Darstellung zeigen uns einige in den letzten Jahren hergestellte Spielzeugkiihe aus dem Mtinstertal und aus Avers. Wie oben erwahnt, ist der Grundtypus der Spielzeugkiihe aus dem Munstertal, gleich dem von Engadin, ein vierkantig zugeschnittenes, vorne abgeschragtes Hoizchen, bei dem oben durch einen spitzen Ausschnitt die Horner markiert sind. (Taf. I,Fig. 16.) Dieses Schema wird nun bei den realistischer dargestellten Munstertaler Spielzeugkiihen insoferne abgecindert, als auf der Basis des Holzstiickes durch einen runden Ausschnitt oder durch zwei Einschnitte die Extremitaten, beziehungsweise der Bauch angedeutet werden. (Taf. I, Fig. 17.) Ein anderps Beispiel derartiger vrealistisch~ gcdachten Spielzeugtiere zeigt uns eine Kuh aus dem Averstal. Auch hier fallt vor allem das alte Grundschema auf, das nur sekundar durch Einftigung von Extremitaten und Schweif abgeandert wurde. (Taf. I, Fig. 25.) b) Spielzeugtiere aus unbearbeiteten Knochen.') Die z w e ite, bedeutend kleinere Gruppe bilden Spielzeugticre aus unbearbeiteten Knochen, die, soweit unsere Kenntnisse dartiber reichen, in den Alpenlandern nur in der Schweiz (Kantone Wallis und Graubiinden) vorkommen. 1) Soweit mir bekannt ist, sind Spielzeugtiere aus Grundphalanxknochen des Vorderfufies eines Rindes bisher noch nicht beschrieben worden. Spielzeugtiere aus Astragali sind bereits von L. Rtitimeyer erwahnt worden. Op. cit. Basel 1916, S. 56.

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Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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Wien.
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Folklore -- Periodicals.
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