Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
Zur Unterscheidung des Geschlechtes bel' der einen Tierart (Stier, 1(uh), beziehungsweise zur Unterscheidung der einzelnen Tierarten voneinander werden Aststticke mit verschieden angeordneten Aststummeln gewdhlt. So sind zumn Beispiel- bei der Spielzeugkuh die lateral abgehenden, die H~irner dartsellernden Aststumnmel parallel gericlitet (Taf. I, Fig. 1 1), beimn Stier gehen sie mehr nach oben zu (Taf. 17 Fig. 10) und bei der Ziege sehliefflich werden die H6rner nur dureb einen aufrecht stehenden entzweigespaltenen Aststummel gebildet. (Taf. 1, Fig. 13.) Durch diese verschiedene Lage Und Richtung der Aststummel sowie dureb einzelne kleine Zutaten, zumn Beispiel Abflachen der oberen Kopfpartie zur Andeutung des Stiernackens (Taf. I, Fig. 10), erhalten diese Spielzeugtiere etwas fMr jede Tierart Charakteristisehes. Der zweite Typus der Spielzeugtiere 1st in der Schweiz sehr verbreitet und reicht vom Waadtland (Pays d'Enhaut Vandois), wo er hauptsdichlich in Ch~tteau d'Oex vorkommt,l) Uiber Berner Oberland (Simmental, Saanen, Lauterbrunnen, Mktirren) bis in den Kanton Freiburg hintiber; hier findet man ihn im. ganzen Sensebezirk und in der Gruye're. In Jaun (Gruye're) erhielt ich unter anderen dcrartigen Spielzeugtieren, auch eines, das den b~sen Stier darstellt; dieser tr~igt, zur Besehwichtigung, wie der lebende bdse Stier, eine Stirnplatte aus Eisen. (Taf. I, Fig. 9.) Die auf dem. Bilde sichtbaren Schrauben stellen nicht die Augen des Stieres dar, sondern dienen nur zur Befestigung des Stirnbrettes. Dieser Stier besitzt bereits cinen prilchtigen Schweif aus RofBhaar, zeigt aber im tibrigen keine Abweichungen von den gesehilderten Individuen des zweiten Typus. Bernerkenswert wegen ihrer Einfachheit 1st aueh elne Spielzeugziege aus der gleichen Gegend. Es ist dies emn kleines unbearbeitetes AststUek von Ilaselnuflholz, dessen AbZWeigUng entzweigespalten 1st. (Taf. 1, Fig. 6.) Trotz dieser rohen, durehaus sehematisehen Darst ellung hat dieses Tier merkwuirdigrerweise doch etwas Naturgetreues. AuLer den erwiffhnten Gegenden kommt der zweite Typus auch in der Ostschweiz, so zumn Beispiel im St. Gallener Oberland und in Braunwald (Kanton Glarus) vor. Auch in Graublindern, speziell in Oberhalbstein tritt dieser Typus sporadisch neben der bflndnerischen Form auf. So fand ich in Reams (Oberhalbstein) ein Oehsengespann, bei demn die Oehsen bereits einen Schwanzstummel 'und ganz primitive, durch kleine Ein'schnitte auf der Bauchseite nur schwach angedeutete Extremitiiten besitzen; die Hilrner sind in iUblieher Art durcli seitliehe Aststumnmel gebildet. (Taf. I, Fig. 14.) Was die V erb r eit un g dieses Typus der Spielzeugtiere a u e rhalb der Schweiz betrifft, so babe ich ihn im Aostatal, allerdings nur vereinzelt, neben demn dort allgemein herrschenden ersten Typus angetroffen. Eine A b a r t des zweiten Typus 1st auch aus S t e i e r mn a r k bekannt. Das Naturhistorische Museum in Wien besitztecin Ochs engespann aus W~hrschachwald bei Untergrimming (Steiermark), das Werk des kleinen Sohnes des Johann Berger. Die Oehsen sind gleichfalls zylindrische, vorn und hinten gerade abgeschnittene entrindete Aststticke mit v i e r seitlichen Aststumfmeln. 1)Die Spielzeugtiere von Cha'teau d'Oex wurden zuerst von Th. Delachaux beschrieben. Th. Delachaux, Jouets rustiques Suisses. Schweiz. Archiv f(Ir Volkskunde. 1914.
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- Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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- Wien.
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- Folklore -- Periodicals.
- Folklore -- Periodicals. -- Austria
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