Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
RLutimeyer sagt dartiber: )o.. ailgemein bekannt ist, wie wir im Kinderspielzeug vielfach noch uralte ergologische Objekte finden, die in Kinderhand und Kinderzeit noch leben, wahrend sic sonst nur noch bei Naturvtilkern in Gebrauch sind-c 1) Wenn auch das primitive Spielzeug, das uns in diesemn Aufsatz, besebhiftigen wird, keinerici Beziehungen zu- den alten ergologise-hen Objekten aufweist, so scheint es dennoch kulturhistorisch von gewissem Interesse zu sein, denn wie noch spater besprochen werden soil, darf man in ilim meglicherweise einzelne Oberreste von alten kultischen Gegenstainden erblicken. Dieses primitive'Spielzeug, das vorwiegend Haustiere zur Darstellung bringt, hat sich noch in seiner ganzen Urspriinglichkeit und Frische in den Alpen, hauptstichlich in der Schweiz und im Piemont, erhalten und reicht, wie wir sehen werden, in ahnlicher Form weit Uiber die Alpenlinder hinaus. DafS es fast ausschliefflich Haustiere sind, die wir in den betreffenden Gegenden als Spielzeug finden, erscheint begreiflich, wenn man bedenkt, wie sehr das Milieu, in dem-emn Kind heranwdichst, die Art seiner Spiele beeinfluf.t. Da die Bewohner der Hochtaler, wo das in Rede stehende Spielzeug hauptstichlich vorkommt, Viehztichter sind, hat das Kind vor allem. Spielzeuge, die die Haustiere darstellen. Im Spiel mit diesen entfaltet das Kind semnen wohlbekannten Nachahmungstrieb. Das Spielzeugvieh wird in cinem eigens dazu gebauten Stall en miniature untergebracht, mit Heu geffittert, getrankt, gereinigt, gemnolken. Auch trachtig kann eine Spielzeugkuh werden und das Ktilbern findet in einer originellen und ganz humorvollen Weise statt. (Taf. I, Fig. 23 und 23 a.) Wenn dann im. Sommer das Vieh auf die Alm' getrieben und dabei der stUrksten Kuh der Melkstuhl zwischen die Hbrner gebunden wird, so ahmen auch dies die Kinder in ihren Spielen nach; dabei wird der Melkstuhl einfach durch einen aufrecht stehenden Aststummel dargestellt, der sich zwischen den beiden seitlichen, die Htirner bezeichnenden Aststummeln befindet. (Taf. I, Fig. 12.) Mit Rticksicht aut die ~teinigen Almwege pflegt man in einzelnen Schweizer Gegenden den Kilhen die Hufe zu beschlagen. Das beobachten die Kinder und tun desgleichen, indem sie ihren Spielzeugktihen, bei denen die Extremitaten noch nicht differenziert sind, die ganze Bauchflflche mit Nagel beschlagen. (Taf I, Fig. 2.) Auch die besonders in Wallis so beliebten Karnpfspiele der Kifho pflegen die Kinder mit ihren Spielzeugkiihen zu veranstalten. Kurzum alles, was das Kind bei den Erwachsenen tiglich beobachtet, wiederholt es mit semnen kleinen Spielherden. Dabei kfinnte man meinen, daf3 die betreffenden. Spielzeugtiere gleichfalls m~Sglichst naturgetreu wiedergegeben werden. Das ist jedoch durchaus nicht der Fall, und wie die genauere lBeschreibung und die Abbildungen zeigen, sind die Tiere niclit realistisch, sondern zumeist ganz schematisch oder, urn mit Verworn 2) zu sprechen, ideoplastisch dargestellt. Diese merkwtirdigen Spielzeugtiere, die bald von den Kindern selbst, bald 1) L. Riltimeyer, Pber einige archaistische Geraitschaften und Gebraunche im, Kanton Wallis und ihre prtihistorischen und ethnographischen Parallelen. Basel 1916. S. 50. 2)M. Verworn, Ideoplastische Kunst, Jena 1914.
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- Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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- Wien.
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- Folklore -- Periodicals.
- Folklore -- Periodicals. -- Austria
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