Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
Ethnographische Chronik aus Osterreich. b 66 zur Aufstellung,der Mbel verwendet, der grofle Baum im Dacbgeschofl eignete sich durch seine Helligkeit folr die Aufstellung der kleineren Objekte: Keramik, Textilien, Metalisachen. Das Schmiedeeisen erhielt einen eigenen Baum im Erdgeschiol, ebenso die Uhren emn Zimmer im zweiten Stock. F(lr die Volkskunde waren die zwei Parterrerliume mit ihren schlichten Balkendecken wie geschaffen. Die grofle Sammiung von Holzskulpturen von der romanischen Zeit bis zurn Rokoko wurden in einern Saale mtiglichst nach der Zeitfolge aufgestellt. Das Stiegenhaus wurde mit Portrfits, Waffen und Jagdtrophtien ausgeschmtickt. Die groflen Stficke, wie Tilfel'ungen, Steine, Glocken und die verpackten Ofen muilten magaziniert werden. Im Keller wurde eine keiene Werkstfltte ftlr die notwendigsten Reparaturen eingerich tet. Bei der Aufstellung wurde vor allem. angestrebt, dall jeder Gegenstand gut sichtbar und ftir den Bentltzer leiclit zugiinglich sei. Die Anordnung konnte Schon deshaib nur eine systemati~che sein, weil. es sich darum handelte, eine UCbersicht uiber die aufgesammelten Besta~nde zu, gewinnen und etwaige Lucken rechtzeitig auszuffullen. Es sei mir erlaubt, auf die einzelnen Gruppen etwas ndher einzugehen. Die umfangreichste Gruppe ist die der Mobel. ES Mag von dem Reichtum dieser Abteilung eine Vorstellung geben, wenn ich erwifihne, dafl das Museum zirka 150 Kdsten, 70 Bettladen, 40 Tische rind 250 Sessel besitzt; da~bei sind die HerrenmLobel nicht gerechnet. Fast jedes Tal Deutschtirols ist mit typischen Mobelformen Yertreten. Gothische Nachkilinge zeigen noch die Giebelkasten (Ganter) des Pustertales und die Otztaler Truhen. Nonsberg bevorzugt Renaissancemotive, Oberinintal derbes Barock, wlihfrend im Unterinrital die gemalten Bokokomubel vorwiegen. Form und Dekoration sind von Tal zu Tal oft sehr versehieden. Im Paznaun sind zum Beispiel die Wandkfistcben mit gewundenen oder geschuppten Eckpilastern und geschnitzten Ftillungen zu Hause. Pustertal bevorzugt bei diesen das Gitterwerk. Die Zillertaler Mblbel sind bunt hemalt; neben der typiscben Blumenvase sind religiose und Genredarstellungen, zum Beispiel die vier Jahreszeiten, verwendet worden. Auch zeitgeschichtliche Bilder, wie der Auszug der Zillertaler zur Huldigung im Jahr 1838, linden sich auf Kfsten und Betten. Ganzx wesentlich verschieden ist das Mobiliar des benachbarten Alpachtales; wflhrend die Zillertaler heilbinuen, griinen oder roten Grvnd lieben, setzt der Alpacher seine Ornamente direkt auf den braunen Holzgrund. Der Oberinntaler ist Plastiker. In endlosen Variationen kehrt auf Turen, Truhen und Kastchen neben dem Schuppenpilaster die Blattrosette wieder. Die Bemalung tritt zurfick, doch werden die geschnitzten Teile blaugrtin, gelb und rot geftlrbt. Die Stfilie nehmnen eine Sonderstellung- emn; auch hier lassen sich eigenartige Taltypen feststellen; es sei nur auf die Otztaler Ses~sel mit spitzovaler, ausgeschnittener Rttcklehne und die hochlehnigen Nonsberger Sttihfle hingewiesen, weiche die italienische Renaissanceform des 16. Jalirhundertes getreu bewahrt haben. Sind die Milbel zum grohlten Teil Erzeugnisse bfiuerlicher Handwerker, so gehilren die bemalten 'Spanscliacliteln und die Strobmosaikkhlstchen, von denen das Museum ganze Serien besitzt, in das Gebiet der Hausindustrie. Die primlire Volkskunst ist durch eine grofle Menge von Blockkiistchen mit Kerbschnittschniuck vertretenl. Die angebrachten Datierungen verweisen diese Erzeugnisse der Hirtenkunst in die Zeit seit dem 17. Jahrhundert. Eine genauere Datierung lassen aber unbezeichnete Stflcke nicht zu, denni dieselben Zierrnotive, Wirbel- und Sternrosetten kehren zum Beispiel auf zwei mit den Jalireszahlen 1633 und 1805 versehenen Triffherln wieder. Nicht selten sind Sprliche wie das variierte, alte Buclideckelverslein:,Die Druch Ist Mir Lip, Der Mir Si Stuld Ist A Dip Der Mir Si Geith Ist So Guth. Als Ander Leid". Dieselbe Freude an reicher Zier zeigen die Wirtschaftsgertite aus Holz, die Glockenbogen, Ochsenjoche, SchafkampeD, Sensenscheiden und Kumpfe, von denen im Museum reiche Proben aus dem Eisack- und Fleimstal, aus Fassa und dem Nonsberg aufgestellt sind. Dasselbe gilt von den Utensilien der KUche und der Milchwirtschaft, den Mobhnstamrpfen, Butter- uind KAsemodein, Salzfasseln und den im Cbarakter der MOObe bemalten Schaffein aus Alpach und Zillertal. Von Textilgerbiten seien besonders die schfln hemalten Spinnrockensttinder und die Strurnpfkratzer aus Sarntal erwlihnt.
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- Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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- Wien.
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- Folklore -- Periodicals.
- Folklore -- Periodicals. -- Austria
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