Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

51 54Etlinogriaphische' Chronik aus Osterreich. Dank' seines regen Eifers ist diese Abteilung schon sehr gut ausgebaut, worilber auch die keiene Abhanidlung aus der Feder'dieses Forschers tiber volkskundliche Kerarnik und (lie bduerlichen Arbeiten in Holz und unedlem Metall in Niederbisterreicb belebrt. Einige hervorragende Objekte seien im besonderen angefiffhrt. Ein besonderes Kapitalstilck ist der fliesenkrug mit den plastischen Figuren der heiligen Familie, der Bezeichnung LCP und der Datierung 1778. ~Wir haben hier vermutlich eines lener Meisterwerke vor uns, mit weichen der angehende Meister eine Probe seiner Geschicklichkeit irn Bewdltigen des Materials und den Nachweis kinstlerischer Fiihigkeiten erbringen wollte.K1 Der Krug stammt aus, Hausleiten bei Stockerau, wo, er nach mfindlichen Uberlieferungen von Peter Drehan gefertigt wurde. Auch. auf eine Reihe 'mittelalterlicher Geffbfe, sei aufmerksam gemacht, darunter Trinkbeche r aus Gr-aphitton, Vorratskrtlgel mit seitlichern Ausgullschnabel, Urnent6pfe, Irfihe Schtisselkacheln, darunter soiche mit Darstellung eines Fabeltieres (16. Jabhrhundert), wahrnend ein sehr bemerkenswertes Geffalifragment, von dem nur der Rumpf eines Reiters mit Maschenpanzerhemd vorhanden ist, aus dem 13. Jahrhundert stammt. Weiters seien die eisernen Votivtiere von Schwarzensee hervorgehoben, eine Kollektion von bauerlichen Beleuchtungsgerliten, ein Lhuthrett aus der (Jtschergegend (urn das Gesinde zum Mittagmahl vom Feld zu. rufen), verschiedene wertvolle Zunfttruhen und Zunftzeichen, darunter ein sehr h~bscher Hafnerschild von Fabrafeld. Die ehemaligen Volkstrachten Niederbsterreichs, namentlich die der Frauen, sind aus verschiedenen Gegenden zusammengebracht, aus dem Flachlandgebiet, dem Waidviertel, der Schneeberggegend und der Otschergegend sind hib~sce BeprAsentanten durnch Dr. Eugen Frisehauf in Eggenburg beigesteilt. Nicht vergessen darf der htibschen niederbsterreichischen Bau'ernstube werden, deren sch~in bemaltes Mobiliar aus St. Peter in der 'Au, urn 1780 hergesteilt, stamrnt. In einem 'bemalten Bauernkasten und zwei Fenstervitrinen ist der interessante Poysdorfer Fund (eine Lefihgabe des Herrn Josef S aIz e r) zur Ausstellung gebracht, aus Kleidungsstticken, Haus- und Leibwfische, Zinngeschirr etc. der zweiten Hfilfte des 17. Jahrhundertes bestehend, weiche wahrscheinlich, zur Zeit der Tfirkengefahr von ibren Besitzern eingemauert, erst zu Beginn der Neunziger~ahre des verfiossenen Jahrhundertes wieder zum Vorschein gekommen sind, iihnlich dem berfihmten SchwanenstAdter Fund urn Linzer ~Museum. Das volkskundliche Buld Nieder6sterreichs wird durnch diese Sonderexposition historisch in sehr belan-reicher Art vertieft. Verschiedene wissenschaftliche Vereine, darunter auch unsere Gesellschaft, haben eintirdehtig zusammengewirkt,. urn das niederosterreichische Landesmuseum ins Leben zu rufen. Die Seele des U~nternehmens, Landesarchivar Dr. Max V a n csa, hat viel Sorge und Mithe damit gehabt und wird noch- weiter viel Geduld und Arbeit aufzuwenden haben, urn das begonnene Werk weiter auszubauen. M16ge demselben der Erfolg nie fehien uind die Offentlichkeit das Museum auch durch fleifligen Besuch geh6rig untersttitzen. Prof. Dr. M. Haberlandt. Das Museum fur tlrolische Volkskunst und Gewerbe In Innsbruck. Vor etwa zehn Jahren hatte der Professor der Gewerbeschule, Jose! T a p p e r, begonnen, Gegenstande tirolischer Volkskunst zu sammein. Als er am 6. November 1906 zu frfih dahinschied, war eine kleine Kollektion von Bauernm~beln, Holzschnitzereien, Majoliken, Haus'gerfiten etc. vorhanden. Kaiserlicher Rat Dr. K o fle r setzte die Sammeltdtigkeit seines Freundes mit Untersttitzung der Handels- und Gewerhekammer in grogiartigem Mafistabe fort un'd brachte in wenigen Jahren eine tiher 13.000 Nummern urnfassende Sammlung von' Gegensttinden der Volkskunst und des Kunstgewerhes zusamnmen. Aber diese reichen JBesttande waren in dunklen Magazinen' und Keller' aufgestapelt und so der. Ietrachtung und Benutzung entzogen. Um diesem unhaitharen Zustande ein Ende zu machen, beschloll das Museuimskuratorium im Frfihjahr 1911 die zerstreuten Objekte in einem Gebaude provisorisch aufstellen zu. lassen und mietete zu' diesemn Zweck eine aufgelassone Schafwollfabrik. Mit der Aufstellung und Katalogisier-ung wurde der Unterzeichbnete hetraut. Ende Oktober 1911 war die Aufstellung beendet. Das Fabriksgebfiude hot folgende Bliumlichkeiten mit einiem Bo'denbelaig von ungefflbr 1800 Quadratmeter: Drei grofle S~ininsae im Parterre u'nd ersten Stock, je einen 'Saal im ersten und. zweiten Geschofl, weiters fNW keleinere JRltume und da~s Stiegenhaus. Die drei grofien Sflle Wurden

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Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.
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