Österreichische Zeitschrift für Volkskunde.

-52 62 Ethnographische Chronik aus Osterreich. 5. Die meisten Sprachen bezeichnen den DtInger mit einem Ausdruck, der,e t w a s Fe t te s, F ett mna cben d es" bedeutet. Hieher gehbrt friaulisch ledin, italienisch letame; beide sind aus, dem. lateinischen laetamen von laetare jfett machen, befruchten" (laetus,fettK und tippig') entstanden. Ferner italienisch ingrasso, grassime, grassume, franztosisch engrais, oberengadinisch graga, serbokroatisch tustilo, potust, dfinisch gj~dning,M,Mistung', schwedisch gbdsel, w6rtlich *Mfistungsinittel" und andere. ~6. Die Ausdrticke: deutsch Mist, bolliindisch mest, spanisch estiercolo -bedeuten eigentlich V i ehk otV. 7. Als ~M itUt e 1 z u m B e b a u e n (des Feldes)a wird der Di~nger im Bfitoromanischen in T1irol (koltura), in Graubtinden (kult~m) und im. Oberengadin (biad) benannt. V. Das Gruinmet. 1. Sehr verbreitet ist die Bezeichnung ~zweites, Nach- oder Afterheu, beziehungsweise N a c h m a h d": friaulisch ~e6nt fen. deutsch Afterheu, Nachgras, plattdeutsch n6mat,Nachmahdu,1) franz~siscb refoin und dergleichen. 2. Vereinzelt steht die deutsche Benennung Grummet, Grumt =,g r 0 n e M a li db. 3. Der Begriff jFutter, We i d e steckt imi italienischen guaime (aus aithochdeutsch weida, woraus auch tranz6sisch re-gain), polnischen potraw und holilindisehen etgroen Futtergr~n '. 4. Die Italiener benennen das Grummet auch nach der Jahreszeit: agostano, settemnbrino,,August-, Septemberheu". 5. B6hmisch mlad', Ungariscli sarjfi und spaniach retofio beifien eigentlich ~N a c hw u Vha, S p r 6Ii n g" (n~imlich des e ra t e n Heues). 6. Den Riltoromanen und Slawen gemeinsamn iat der Ausdruck,das r e c, h t ~ e t t e Ding, das z i e m i i c h f e t t e Heull. Alle Slawen gebrauchen niimlich das Wort otava, von tyti,fett sein' mit der Vorsilbe o, die ein Werden (Eintritt eines Zustandes) und auch einen,ziemlich" hohen Grad einer Eigenschaft bedeutet; die Friauler sagen altijill (Nebenformen ant-, art-), die Engadiner adjttr, die tirolerischen Ladiner digu~i, artigoe und dhbnlich; alles aus dem. lateinlischen altiliolme (dem Diminutiv von altile,etwas Fettes, Germ~stetes'), weiches Wort sich in seiner Bedeutung mit dem erwihbnten gemeinslawischen Ausdruck voilkoromen deckt. Der relative Beichtum des Grummets an Proteinstoffen rechtfertigt die genannten Bezeich nungen vollauf. III. Ethlnographisohe Glironik aus OsIterreioli. Professor Dr. Richard Andree t. Unser Ehrenmitglied Pr-of. Dr. B. A n d r e e, der Aitmeister der deutachen Ethnographie und Volkskunde, ist Ende Februar d. J. wfihrend einer Fahrt von Munchen nach Narnberg einer plidtflichen Herzltihmung im hohen Alter von 77 Jahren erlegen. Geistesfrisch und kirperlich ungebeugt ist der verehrte Gelehrte, dessen letzte wissenschaftliche Arheit,,MenschenscbftdeI ala Trinkgefdllel soeben erst im 1. Heft des Jahrganges 1912 der, Zeitschrift des Vereines ffir Volkskunde" in Berlin erschienen ist, dahingegangen. Bis zuletzt hat er mit regatem und unermudetem Interesse die wissenschaftliche Tdtigkeit au! dem Gebiete der aligemeinen V6lkerkunde und im besonderen auch der europaischen Voikskunde, die er beide durch die Arbeit seines reichen Lehens so sehr gefordert hat, autmunternd und kritisch verfolgt und noch an! der letzten gemeinsamen Tagung der Deutschen und der Wiener Anthropologischen Gesellschaft zu Heilbronn im August 1911 konnte man den Unerm~idlichen in regster Teilnabme an den langwierigen Und anstrengenden VerhandlUngen beobachten. Von semnen Arbeiten auf dem Gebiete der aligemeinen V6lkerkunde braucbt nur seines zweibtindigen Werkes:,Ethnographische Parallelen und Vergleiche' gedacht zu werden, urn den grollen Einflufl festzustellen, den die von ibm gepflegte' Arbeitsweise ')Im Deutschen gill dieses Wort mehr fuir die d r i t t e Fechsung.

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